Kampf um Parkflächen
"Wien ist eine der wichtigsten europäischen Metropolen. Die Stadt ist kultureller, wirtschaftlicher und wissenschaftlicher Schmelztiegel sowie Innovationsstandort und zählt in Bereichen wie Lebensqualität und Infrastruktur zu den erfolgreichsten Städten der Welt", streut Kahr straußweise Rosen - nachdem mehr als ein Jahr lang hart wegen der leidigen Parkplätze mit den Bezirken verhandelt worden war.
"DriveNow trifft hier auf das perfekte Umfeld, um sein etabliertes Carsharing Konzept nun auch international auszurollen", sagt Kahr. Derzeit ist DriveNow in den fünf deutschen Städten München, Berlin, Düsseldorf, Köln und Hamburg sowie auch in den USA, in San Francisco, verfügbar und hat nach eigenen Angaben mehr als 330.000 Kunden.
Sonst läuft alles ähnlich wie beim Konkurrenten Daimler: Neukunden können sich online unter at.drive-now.com anmelden - anfangs sogar gratis - und direkt in acht Registrierungsstationen die Kundenkarte abholen. Das Öffnen und Schließen der Fahrzeuge erfolgt ebenfalls via Karte. Die Anmeldung kostet einmalig 29 Euro. Jede Fahrt wird minutengenau abgerechnet und kostet je nach gewähltem Modell und Tarif ab 27 Cent pro Minute. Alle Kosten wie Benzin, Steuern, Versicherungen und Parktickets sind - ebenso wie beim Mitbewerber - darin bereits enthalten.
Thomas Bergmann, Geschäftsführer der Car2Go Europe GmbH, glaubt nicht, dass der neue Mitbewerber seine Expansion bremsen wird: "Es ist Platz für mehrere Anbieter." "Wien ist einer unserer erfolgreichsten und am schnellsten wachsenden Standorte, unsere weiß-blauen Stadtflitzer gehören mittlerweile zum Stadtbild."
Burkhard G. hat sich dennoch sofort auch zusätzlich bei "DriveNow" registrieren lassen - ihn reizt dort das Angebot verschiedener, auch größerer Modelle. Vielleicht kauft er dann in paar Jahren doch kein neues Privatauto mehr? "Wir werden sehen", meint er - eine Probefahrt mit einem BMW-Geländekombi reizt ihn schon lange. Eigentlich aber hat er gehofft, dass der neue Anbieter - so wie in manchen anderen Städten - auch Elektroautos bereitstellen würde.
Dafür fehlt es in Wien aber vorerst noch an einer ausreichenden Zahl von öffentlich zugänglichen Ladestationen - deren Einrichtung aber würde wiederum den ohnehin heiß umkämpften Parkraum weiter verknappen.
Wann kommt Volkswagen?
Als dritter großer Automobilhersteller beobachtet auch der VW-Konzern sehr genau die Entwicklung des Carsharing-Marktes. Noch aber sieht man in Wolfsburg kein "ohne Förderungen darstellbares Geschäftsmodell". Ein erstes Pilotprojekt läuft immerhin in Salzburg: Dort hat Porsche Austria der Carsharing-Initiative "Emil" zehn VW-Elektro-Up für den Testbetrieb zur Verfügung gestellt. Ob auch in Wien bald E-Autos rollen - vorerst etwa vom Uni-Campusbereich aus - ist noch nicht entschieden.