Wien. Dutzende kleine gelbe Kärtchen mit den Namen der Gäste hängen in dem geöffneten Wandschrank am Empfang im ersten Stock. Noch ist etwas Zeit bis zur "Sperrstunde" in der Notschlafstelle am Rennweg, aber Brigitte Zimmermann geht bereits die Anwesenheitsliste durch und beginnt mit der Abrechnung. Der Nachtdienst wird die ehrenamtliche Mitarbeiterin dann um 22 Uhr ablösen. "Derzeit sind wir fast zu hundert Prozent ausgelastet", sagt sie und zeigt auf die lange Liste am Computer.

Vor fünf Jahren wurde VinziPort als erste Wiener Notschlafstelle für ausländische EU-Bürger von den "VinziWerken" der Vinzenzgemeinschaft Eggenberg gegründet. Deren hauptsächlich ehrenamtliche Mitarbeiter bemühen sich, bedürftigen Menschen Essen, Kleidung und einen sicheren Schlafplatz zu bieten. Im VinziPort, der sich rein über Spenden finanziert, bekommen bis zu 55 in Österreich "gestrandete" Männer täglich Abendessen, Frühstück, Toiletteartikel und ein warmes Bett.

2014 gab es im VinziPort 19.000 Übernachtungen von 374 Gästen aus über 18 Ländern, vor allem aus Rumänien, Ungarn und Bulgarien. Obdachlose EU-BürgerInnen ohne österreichischen Pass leben häufig unter besonders prekären Umständen: "Sie gelten in Österreich als ,nicht-anspruchsberechtigt‘ und haben daher meist nicht einmal eine Chance auf einen Schlafplatz in einem Notquartier", sagt Pfarrer Wolfgang Pucher, Gründer der VinziWerke.

Im VinziPort zahlen die Gäste einen Euro pro Nacht. "Und nicht einmal den können sich alle immer leisten", weiß Brigitte Zimmermann. "Der viele ,Schotter‘ in der Kassa zeigt, dass sich viele das Geld zusammenkratzen." Bis zu einen Monat können die Männer bleiben, maximal einen Monat verlängern. Sie schlafen in Stockbetten mit sechs bis zehn Schlafplätzen in einem Raum, dazu gibt es Spinde für Kleidung und persönliche Gegenstände. "Um auch Frauen aufnehmen zu können, haben wir leider nicht die nötigen getrennten sanitären Räumlichkeiten", bedauert Zimmermann. Von 18 bis 22 Uhr ist Zeit zum "Einchecken", bei neuen Gästen wird der Ausweis kopiert und vermerkt, wie lange man bleiben will. Drogen und Alkohol sind verboten. Um 7 Uhr müssen die Männer raus, tagsüber ist die Schlafstelle geschlossen. Wer abends einmal nicht kommt, muss das vorher bekanntgeben, weil er sonst sein Bett an andere Bedürftige verliert.