Wien. Hier hüpft ein Passant hinter einem Baum hervor und auf den Radweg. Dort mündet der Weg in eine halsbrecherische Links-rechts-Kombination. Jetzt schneidet ein rechtsabbiegender Pkw in die Kreuzung. Und ein Stück weiter mäandert eine Touristen-Gruppe auf Elektro-Standrollern, den starren Blick in den Himmel und auf die Dächer der prächtigen Ringstraßen-Palais gerichtet.

Szenen wie diese kennt jeder Radfahrer, der die Ringstraße und damit Österreichs am stärksten befahrenen Radweg nutzt. Einige begegnen ihm auch in "Ringstraße 150 - Ring Ride" - der neuen Smartphone-App von Andy Nash. Der aus San Francisco stammende und in Wien lebende Stadtplaner platzt mit seiner spielerischen Anwendung mitten hinein in die Diskussion um eine Neu-Gestaltung des 150-jährigen Boulevards, die den Autoverkehr zugunsten der Lebensqualität zurückdrängen soll.


Links
Ringstraße 150
wienerzeitung.at ist nicht verantwortlich für die Inhalte externer Internetseiten.

Niederschwelliger Zugang


Maria Vassilakou, Wiens Vizebürgermeisterin und Verkehrsstadträtin, hatte entsprechende Ideen für die Prachtstraße vergangene Woche im Museumsquartier präsentiert. Die "Wiener Zeitung" berichtete.

"Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass die Verkehrsorganisation auf dem Ring deutlich verbessert werden könnte", erklärt Nash seine Idee: "Spiele sind ideal, um Leute auf ein Thema zu bringen. Ich wollte eine niederschwellige Möglichkeit schaffen, damit die Wienerinnen und Wiener mit Stadtplanung und Aktivisten in Kontakt treten können."

Das Spielprinzip von "Ringstraße 150 - Ring Ride" ist dabei ebenso kurzweilig wie simpel: Der Spieler steuert einen Radfahrer, der die Ringstraße entlang fährt und dabei allerlei Hindernissen auszuweichen hat. Je weiter man ohne Unfall gelangt, desto höher der Punktestand. Nach Spielende wird der Nutzer auf eine Website geführt, die es ihm erlaubt, Verbesserungsvorschläge einzubringen. Auch finden sich an dieser Stelle unter anderem Links zur Stadtverwaltung, zur Mobilitätsagentur, zum Radkummerkasten der Radlobby bzw. Best-Practise-Beispielen. "Die Website funktioniert wie eine Art Schaufenster", erklärt Nash, der das Spiel zusammen mit einem Wiener Programmierer-Team über einen Zeitraum von drei Monaten entwickelt hat.