Auch Sport war sehr beliebt. "Mein Großvater hat viel Fußball gespielt. Da war der Zusammenhalt groß. Haben sie ein Spiel gewonnen, wurde ein Fass Bier aufgemacht. Ging es unentschieden aus, wurde ein Fass Bier aufgemacht. Und wenn sie verloren haben, wurde auch ein Fass Bier aufgemacht", erzählt Josef Vejvancicky lächelnd.

Ein Leben lang gearbeitet

Der Großteil der Ausstellung beschäftigt sich mit der Situation der Ziegelarbeiter im ausgehenden 19. Jahrhundert. Werden die Einflüsse und Erfolge der Arbeiterbewegung betont und die Gegensätze zum Bürger- und Bauerntum betont, fallen über die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg vergleichsweise wenige Worte. Auch wenn sich die Lebensbedingungen der tschechischen Ziegelarbeiter damals schleichend verbesserten, hinkten sie immer noch hinter den Standards des Großteils der Wiener Bevölkerung hinterher. Brachte der wirtschaftliche Aufschwung nach dem Anschluss Österreichs an das Dritte Reich einen kurzzeitigen Anstieg der Lebensstandards der Ziegelböhm, so wurden ihre Vereinslokale bald zu Zielscheiben gewalttätiger Übergriffe.

Während des Krieges mussten die Ziegelarbeiter wie alle mit immer größeren Entbehrungen leben, die sie aber unverhältnismäßig härter trafen. Viele Männer starben an der Front, und nach dem Krieg lag der Großteil der Ziegelwerke in Trümmern. Nach dem Wiederaufbau und mit dem Einzug der Konsumgesellschaft in den Fünfziger Jahren und den daraus resultierenden Verbesserungen der Lebensstandards der Ziegelarbeiter neigte sich das stark gemeinschaftlich organisierte Leben in den Wienerberger Werken dem Ende zu.

"Der Wienerberg war ja immer verschrien - ,die Ziegelböhm!‘ - das war immer irgendwie verrufen", erinnert sich Zeitzeuge Eduard Hanzlik. "Dabei waren die Ziegelböhm ja brave Leute. Die haben ihr Leben lang gearbeitet."

Die Herkunft "Wienerberg" war wie ein soziales Stigma und verrufen - jedoch nur in den Augen der anderen. "Ich habe gerne dort gewohnt. Wir hatten am Anfang keinen Strom. Das war nicht schön. Meine Mutter hat immer Petroleumlampen angezündet und auf die Kredenz gestellt, aber eine Zeitung hat man damit nicht lesen können. Die Leute waren trotzdem zufrieden und haben gern dort gewohnt. Sechsundzwanzig Parteien waren wir im Haus, im Parterre und im ersten Stock - die haben sich alle gut vertragen", erzählt Maria Csebits aus ihrer Kindheit. Ende der Siebziger Jahre wurden die letzten Arbeiterwohnhäuser am Wienerberg abgerissen - ihre Bewohner sind geblieben und leben heute noch in Favoriten und Döbling, wo es ihnen mittlerweile besser geht, als sich ihre Vorfahren je vorstellen konnten.

"Mein seliger Urgroßvater hätte sich nie träumen lassen, dass sein Urenkel einmal Innungsmeister-Stellvertreter und Träger der silbernen Ehrenmedaille der Kammer Wien wird", mein Josef Vejvancicky.