Wien. Vor ihm steht eine weiße Leinwand. In seinem Arm steckt ein Schlauch, in dem sich sein Blut befindet. Es sind nur wenige Milliliter, die aus ihm strömen, um zu einem Kunstwerk zu werden, wenn er den Pinsel schwingt: Robert Gabris’ "Blutbilder" sind ein kleiner Ausdruck seines Innersten, das er der Öffentlichkeit zeigt; zugleich aber auch ein inniger Weg, die direkteste Verbindung zwischen Kunstwerk und Künstler zu suchen, wie er der "Wiener Zeitung" erzählt.
Während Gabris sein Blut auf das Weiß pinselt, erstrahlt das Gezeichnete in leuchtendem Rot. Nach einiger Zeit verblasst es, oder wie Gabris sagt, "bräunt es nach". Das Bild verändert sich. "Damit habe ich auch die Fragen der Existenz gestellt. Wie lange dauert ein Leben? Wie lange existieren diese meine Bilder überhaupt?"
Da Leben, Tod und das Unbewusste - nicht allein in der Kunst - schwer zu fassen sind, sind es besonders die kleinen und feinen Metaphern, mit denen Gabris seine blutigen Werke verziert und mit "Herz-fressenden Fliegen" oder Augen, in ihrer Gesamtheit ein "herausgerissenes Stück aus seiner Person", auf das Papier projiziert. Es geht Gabris um die Verbindung zum Werk und um den Dialog zwischen Bild und Betrachter. "Deswegen habe ich Blut, das aus mir herausströmt, gewählt. Es ist eine Selbstspiegelung meiner Körperlichkeit."
Doch Robert Gabris möchte noch ein Stück weiter gehen: Er will Porträts mit körperfremdem Blut kreieren. "Mittels eines Schlauches im Arm, an dem eine Nadel hängt, werde ich die mir gegenübersitzende Person zeichnen und damit eine direkte Verbindung zwischen ihr und mir schaffen."
Gabris arbeitet aber nicht nur mit Blut. Er sucht ständig neue Wege, um Themen wie Bewusstsein, Tod, das "Kaputte" und das Dysfunktionale künstlerisch zu beschreiben.
Bei seinen "mechanischen Zeichnungen" geht es darum, dass er mithilfe einer speziell konstruierten Maschine seinen Herzschlag in Form von Linien auf die Leinwand bringt. "Mit der Maschine habe ich versucht, die Grenze einer Existenz oder Zeichnung zu beschreiben. Wann beginnt das künstlerische Schaffen und wann endet es?"
Ein weiteres Thema ist für den Künstler der Schlaf. Ihn sieht Gabris als den verletzlichsten Zustand an, in dem sich ein Mensch befinden kann und der dem Tod im Leben am nächsten ist. "Der Kontrollverlust im Schlaf ist für mich eine spannende Sache. Man ist als Wesen so verletzlich und gibt in diesen Momenten jene Kontrolle auf, die man im Wachzustand immer haben möchte."