
"Wiener Zeitung":Wenn man sich alte Heimatfilme aus der Nachkriegszeit ansieht, dann ist der Wiener Fiaker mit seinem unverkenntlichen Charme und Dialekt ein typisches Sinnbild des urwienerischen Geistes. Ist dieses Bild 2015 noch zeitgemäß?
Johann Trampusch: Die Fiaker sind seit 300 Jahren bekannt, aber sie gelten erst seit etwas mehr als 50 Jahren als Touristenattraktion. 80 bis 90 Prozent unserer Kunden sind mittlerweile Touristen. Der von Ihnen angesprochene Charme ist bis heute erhalten geblieben. Und zwar kommt er sowohl bei den Hochzeits- und Geburtstagsfahrten mit unseren Wienern, aber auch bei den Rundfahrten mit den ausländischen Gästen zum Einsatz.
Was macht einen guten Fiaker aus?
Ein guter Fiaker ist eine Melange aus mehreren Attributen des Wohlgefallens. Das Outfit, der Charme, der Schmäh, der Dialekt, das Wissen über Wien, der Umgang mit den Pferden und den Menschen und letztlich die Sicherheit mit der Kutsche im Verkehr.
Wie darf man sich als Laie den Tagesablauf eines Kutschers vorstellen?
Zwischen 9 und 10 Uhr wird vom Stall zum Standplatz ausgefahren. Von 10 bis 18 Uhr ist dann die Kernarbeitszeit, wo wir unseren Gästen je nach Jahreszeit in einer offenen oder geschlossenen Kutsche zur Verfügung stehen. Im Sommer, wenn es schön ist und die Tage auch länger dauern, kann sich diese Arbeitszeit etwas nach hinten ziehen. Um 18 Uhr schließlich treten die Pferde mit ihrem Kutscher wieder die Fahrt in den Stall an.
Nun zum ernsten Aspekt rund um Ihre Branche: Immer wieder fordern Tierschützer die Abschaffung der Fiaker. Eine entsprechende Petition hat bereits hunderte Unterschriften. Von den betroffenen Betrieben wird oft bemängelt, dass die Tierschützer alle in einen Topf werfen und keine Ahnung haben. Ist die Branche durch diesen Druck zusammengewachsen?
Der Zusammenhalt innerhalb der Branche ist vorhanden. Ich möchte an dieser Stelle vehement darauf hinweisen, dass schwarze Schafe, die es übrigens in jeder Branche gibt, die Minderheit sind. Glauben Sie mir, die Innung und das Magistrat führen rigorose Kontrollen durch und reagieren sofort, wenn etwas nicht passt. Hierbei gibt es nur zwei Prozent an Beanstandungen bei den Überprüfungen.