Was halten Sie als ehemaliger Fiakersprecher den Tierschützern entgegen?

Die Tierschützer können ganz beruhigt sein. Die Wiener Fiakerpferde haben eine Drei- bis Vier-Tage-Woche und werden sehr gut behandelt.

Ist Ihrer Meinung nach die seit Jahren geführte Mediendebatte darüber also viel Lärm um nichts?

Ja. Wir, die Unternehmer, leben rund um die Uhr mit unseren Pferden zusammen und unser oberstes Gebot lautet, dass es den Tieren gut geht. Dass dies auch so ist, möchte ich anhand eines kleinen Beispiels veranschaulichen: Ich führe den Betrieb meines Vaters seit 27 Jahren und seine Pferde wurden, genauso wie meine, sehr oft 30 Jahre alt. Dies ist ein Methusalem-Alter für ein Pferd. Die Medizin hat starke Fortschritte gemacht und damit zusätzlich die Lebenserwartung der Tiere erhöht. Lediglich wenn die Tiere sich nicht mehr selbst hinlegen oder fressen können, werden sie eingeschläfert und kommen in den Pferdehimmel.

Eine ganz andere Frage, die sich immer wieder viele stellen, ist die der Konzessionen und des Überangebots an Kutschen. Wie ist das genau geregelt?

Da muss ich kurz ausholen. In der freien Marktwirtschaft hat das Magistrat in den vergangenen Jahren laufend Konzessionen vergeben. Genau gesagt von den Jahren 2000 bis 2010 über 150 für nur 58 Stellplätze in Wien. Die Folge war eine unabsichtliche Überladung.

Wie hat die Stadt das dann gelöst?

Als Reaktion hat die Stadt Wien dann damit begonnen, Platzkarten zu vergeben. Die Anzahl der Platzkarten richtet sich danach, wie viele Pferde und Konzessionen ein Unternehmen besitzt. Ich zum Beispiel habe durch diese Regelung drei Platzkarten pro Tag, denn ich habe neun Konzessionen und neun mal zwei Pferde. Diese Einschränkung bringt mir als Unternehmer zwar weniger Geld, ist aber - und hier wieder eine Beruhigung für die Tierschützer - sehr gut für das Wohl der Tiere, die wesentlich mehr Ruhezeiten haben.

Kann man unter dem harten Konkurrenzdruck heutzutage überhaupt noch überleben als Fiaker?

Es wird immer schwieriger, weil die Kosten rundherum explodiert sind. Es ist ein Idealistengeschäft geworden. Man muss schon sehr, sehr viel Glück haben, damit am Ende des Jahres ein Plus herausschaut. Und das bei einem Metier, wo es selten Urlaube oder freie Tage gibt.

Gibt es ein Alterslimit für den Kutscherberuf?