Wien. Er sieht immer mehr aus wie ein Siebtklässler, der Scheitel sitzt, zwischendurch bedankt er sich ohne große Worte. Kurz davor hat Dorian Concept ein Keyboard in Brand gesteckt. Nicht wortwörtlich. Aber wenn er in die Tasten greift, verschlägt es vielen einfach die Sprache. Der Sound ist nicht ideal, hier im Freien direkt vor der Karlskirche, der Funke springt aber über. So ist das im Juli beim Popfest am Karlsplatz passiert. Ein paar tausend Menschen hören Dorian Concept dabei zu, wie er mal solo, mal mit Band wie der Stiefsohn von Joe Zawinul und Flying Lotus immer ärgere Melodien aus seinen Synths kitzelt. Die anderen in der Band - Cid Rim am Schlagzeug und The Clonious am Bass - kennt er schon sehr lange. Sie bilden gemeinsam so etwas wie den Kern eines Wiener Labels, das den Sound der Stadt verändert hat und diesen Samstag das geräumige WUK vollmachen wird, Affine Records.
Spannender Output
Affine Records gibt es seit mittlerweile sieben Jahren. Und bei den ersten drei Veröffentlichungen des Labels war Dorian Concept gleich beteiligt. Frühe Videos, in denen er sich mit Synths spielt, dabei rasant an Knöpfen dreht, Sounds verändert und irgendwie jazzy, aber trotzdem nicht vertrackt improvisiert, haben hunderttausende Zuseher auf YouTube gesehen. Beigebracht hat Dorian Concept sich das übrigens selbst. Er war vom Start weg der Magnet, der Aufmerksamkeit für sich und das Label auf sich gezogen hat.
In diesem Umfeld konnte über die Jahre hinweg ganz Erstaunliches gedeihen. Was genau, das ist nicht so leicht zu sagen. Denn der Macher von Affine, Jamal Hachem, beteuert, dass er eigentlich ganz offen ist, dass es keine Kriterien gibt, um dazuzugehören. "Es braucht keinen bestimmten Vibe, das würde ich ziemlich arrogant finden. Bei Affine gibt es unterschiedlichste Charaktere und Interessen, es ist überhaupt kein homogener Haufen."
Er sucht im Gespräch nach Worten, die nicht ganz so banal klingen, sagt am Ende aber doch Dinge wie "Originalität" und "spannender Output". Die meisten Künstler des Lables beherrschen ihre vorwiegend elektronischen Instrumente, beherrschen komplexe Harmonien und Rhythmen, kennen sich im Hip Hop aus und kommen sehr oft ohne Stimme aus. Und sie haben das, was vielleicht wirklich am schwersten zu finden ist, eine massive Leiwandheit.
Keine Angst vor Fehlern
Mittlerweile arbeitet Jamal Hachem Vollzeit am Label. Er macht das Booking, plant Touren und die kommenden Releases oder kümmert sich um Anfragen aus der Werbung oder von Filmen und Serien. Letzteres sei immer noch ein bisschen ein Lotteriespiel, weil solche Lizensierungen schwer zu planen wären. Aber die anderen Bereiche hätten ein ausgewogenes Verhältnis.