Vor einem Jahr veranstalteten Stojanovic und Wagner die erste Wiener "Fuck Up Night" im In-Lokal Mon Ami im 6. Bezirk. Gleich am ersten Abend kamen 80 Gäste, die sich in das beschauliche Café drängten. Ein Jahr und fünf Veranstaltungen später sind es mehr als 300 Zuhörer in einem Saal des Palais Eschenbach.
Die Idee für die Eventreihe entstand vor drei Jahren in Mexico City. Fünf Freunde aus dem Umfeld der Start-up-Szene waren genervt von ihren Kollegen, die alle nur über ihren Erfolg gesprochen haben. Nun sind sie selber erfolgreich. In mehr als 100 Städten weltweit werden mittlerweile "Fuck Up Nights" veranstaltet. Stojanovic und Wagner übernahmen das Konzept für Wien. "Es geht darum, von den Fehlern zu lernen und wieder auf die Beine zu kommen", sagt Wagner. "Es ist auch befreiend darüber zu sprechen, dass es halt nicht geklappt hat."
So sieht es auch Harald Preyer, bei dem der Spruch vom Tellerwäscher zum Millionär wahr geworden ist. Preyer, ein stattlicher Mann, das graue Haar zur Seite gegelt, offenes Sakko, hat aber auch die Umkehr des amerikanischen Leitsatzes kennengelernt. In der "Fuck Up Night" im Palais Eschenbach spricht er nun zum ersten Mal darüber in der Öffentlichkeit.
"Nur mein Sohn und Salome Wagner, die mich eingeladen hat, kennen die Geschichte", sagt der 52-Jährige mit leiser Stimme, als er auf der geräumigen Bühne nach vor ins Licht tritt. Preyer will andere davor bewahren, denselben Blödsinn zu machen, sagt er noch. Dann erzählt er, wie es bereits in jungen Jahren sehr schnell aufwärts ging. Mit 27 Jahren war Preyer Vorstandsdirektor eines IT-Konzerns in den USA. Acht Jahre später gründete er das Beratungsunternehmen Eucusa. Er habe teuer gelebt und nichts gespart, sagt er und blickt auf den Boden. So teuer, dass er 2005 Privatkonkurs anmelden musste. Für die Familie hatte er als Unternehmer auch kaum Zeit.
Zum ersten Mal am Boden
Als er 2012 dann schuldenfrei war, offenbarte ihm seine Frau, dass es einen anderen Mann in ihrem Leben gibt. "Das war das Ende der Geschäftsführung bei Eucusa", sagt Preyer. Er war zum ersten Mal in seinem Leben so richtig am Boden gelandet. "Ich hatte keine Kraft und auch keine Lust mehr. Meine Gesellschafter haben das Vertrauen in mich verloren, und ich auch." Im Leben sei ihm immer alles zugeflogen, sagt der Unternehmer. "Ich musste mich nie anstrengen und habe mich auch nie angestrengt." Etwas mehr Demut hätte ihm nicht geschadet, räumt er ein. Mittlerweile ist er wieder als Unternehmer tätig. "Heute strenge ich mich an und es macht mir Spaß", sagt er. Der Saal jubelt ihm zu. Über das Scheitern sprechen und dazu zu stehen, das verdient höchsten Respekt.