Die Schwierigkeit, E-Autos im öffentlichen Raum aufzuladen

Auch mit privaten E-Autos kann das Aufladen in Wien zur logistischen Herausforderung werden. Vor allem die beschleunigten Ladesäulen mit einer Ladezeit von maximal einer halben Stunde stehen in der Regel auf Supermarkt-Parkplätzen mit limitierten Öffnungszeiten oder gar in kostenpflichtigen Garagen, sodass man erst ein Ticket lösen muss, um den privaten Stromer überhaupt anschließen zu können. Und dann braucht man auch noch eine passende Ladekarte. Als wir unseren BMW i3 auf einem Merkur-Parkplatz aufladen wollen, ist die Ladesäule zunächst von einem eindeutig nicht elektrisch betriebenen Auto zugeparkt, das wir erst wegstampern müssen. Wenigstens ist nicht Sonntag und der Parkplatz überhaupt geschlossen.

Im Notfall kann man E-Autos natürlich auch an jede herkömmliche Schuko-Steckdose anhängen. Nur braucht das Aufladen dann sechs bis zehn Stunden. Theoretisch kann man also untertags in die Arbeit und zurück fahren und das E-Auto nachts daheim aufladen. Experten von Energieversorgern und Automobilklubs warnen allerdings davor, das E-Auto ohne vorangehende Prüfung längere Zeit an normale Schuko-Steckdosen anzuschließen, weil diese dem starken Stromtransfer nicht gewachsen sein könnten. Der Praxistest mit dem Nissan Leaf in der eigenen Garage zeigt, dass die dortigen Leitungen (Durchmesser: 2,5 Millimeter, Absicherung: 16 Ampere) zumindest eine Nachtladung (neun Stunden) aushalten. Mache leisten sich für daheim auch eine eigene Wallbox mit teils kürzeren Ladezeiten.

Oslo ist weltweiter Vorreiter bei E-Mobilität

In ganz Wien konnte die "Wiener Zeitung" nur sechs öffentlich zugängliche Schnell-Ladestationen (ab 43 KW) ausfindig machen, bei denen man nur fürs Laden und nicht auch noch fürs Abstellen des Autos bezahlen muss. Damit ist Wien von Osloer Verhältnissen weit entfernt. Norwegens Hauptstadt ist ein weltweiter Vorreiter bei der Forcierung der E-Mobilität. Schon länger wir dort auch der private Kauf von E-Autos und E-Rollern gefördert, die Kfz-Steuer entfällt, der Strom zum Aufladen ist gratis, für E-Autos zahlt man auch keine City-Mautgebühr, und es gibt etliche reservierte Gratis-Parkplätze mit Ladepunkten.

Man kann das E-Auto natürlich auch daheim in der eigenen Garage aufladen - das dauert dann halt die ganze Nacht. - © Jasmin Ziegler
Man kann das E-Auto natürlich auch daheim in der eigenen Garage aufladen - das dauert dann halt die ganze Nacht. - © Jasmin Ziegler

Freilich profitiert Oslo von Norwegens Budgetüberschuss dank der Ölförderung. Man muss auch bedenken, dass Norwegen einen sehr hohen Wasserkraftanteil an der Stromerzeugung hat. "Das Osloer Modell ist bisher in keiner anderen Stadt finanzierbar", heißt es dazu im Strategiepapier der Stadt Wien zur E-Mobilität. Und: "Stauerscheinungen auf Busspuren durch private Elektroautos stellen die Sinnhaftigkeit mittlerweile in Frage." Und weil das grundsätzliche Interesse der Stadt Wien darin besteht, den Individualverkehr insgesamt möglichst zu reduzieren, weil Autos unabhängig von der Antriebsart Platz brauchen, setzt man bei der Förderung der E-Mobilität vor allem auf Flotten (Fuhrparks von Unternehmen, Taxis etc.) und den regionalen Wirtschaftsverkehr (Lieferverkehr mit Klein-Lkw).