Auch dass es derzeit nicht mehr Ladestationen im öffentlichen Raum gibt (viele stehen in kostenpflichtigen Parkgaragen), scheint im Einklang mit dem Strategiepapier, in dem argumentiert wird: "Derzeit werden Elektrofahrzeuge grundsätzlich dort geladen, wo sie längere Zeit abgestellt werden, das heißt am Wohnort, am Arbeitsplatz oder am Firmengelände, vielfach auch in Park&Ride-Anlagen. In Summe werden dort weit mehr als 80 Prozent der Ladungen vorgenommen. Es ist davon auszugehen, dass diese Form des Ladens auch längerfristig bei weitem überwiegen wird. Grundsätzlich sollen daher Ladestationen im halböffentlichen Raum, wie zum Beispiel auf Parkplätzen oder in Garagen, zur Verfügung gestellt werden."

0,1 Prozent aller Neuwagen in Österreich fahren rein elektrisch

Auch auf Gratisparken für E-Autos in Parkpickerlzonen, das vielleicht einen weiteren Anreiz für private Käufer darstellen könnte, wird man in Wien wohl noch länger warten, meint DriveNow-Geschäftsführer Kahr: "Nicht einmal wir als Carsharer bekommen einen vergünstigten Tarif." Das Burgenland ist diesbezüglich weiter: In Eisenstadt parken E-Autos bereits jetzt um weniger als 20 Euro pro Jahr.

Aktuell fahren etwa 0,1 Prozent aller neuen Autos in Österreich rein elektrisch. Die Hauptgründe, warum sich E-Autos bisher in der Bevölkerung nicht stärker durchsetzen, sind leicht ausgemacht: Deutlich höhere Preise als bei Benzin- und Dieselfahrzeuge, geringere Reichweiten (in der Praxis sind es oft nur 100 bis 150 Kilometer pro Ladung) und lange Ladezeiten schrecken die meisten potenziellen Käufer ab. Und an diesen Hindernissen dürfte sich leider nicht so schnell etwas ändern. Die größten Probleme bei der Reichweite bestehen derzeit darin, dass man entweder viel größere, viel stärkere oder viel mehr Akkus bräuchte, diese ohnehin schon sehr teuer sind und bei jeder Ladung wie auch bei Nichtbenutzung sukzessive an Kapazität verlieren – ein Absinken um bis zu 5 Prozent pro Jahr ist normal. Dazu kommt, dass im Winter die Heizung und im Sommer die Klimaanlage einen Gutteil der Akkuladung auffressen. Die übrige Elektrik (Beleuchtung, Radio, Bordcomputer) spielt hier keine Rolle, weil sie in der Regel wie bei Benzinern und Dieseln an einer eigenen Batterie gehängt, die beim Fahren aufgeladen wird.

E-Taxi amortisiert sich nach fünfeinhalb Jahren

Einer, der schon einige Erfahrung mit E-Autos hat, ist Taxi-Unternehmer Milan Milic. Er betreibt insgesamt sieben E-Taxis (fünf Tesla S, zwei Ford Focus), davon vier für Funktaxi 40100, und hat mit den Tesla in Bezug auf die Reichweite gute Erfahrungen gemacht: "Rein elektrisch sind es effektiv 420 bis 440 Kilometer pro Ladung – mit Klimaanlage und Heizung. Eine Ladung dauert 25 Minuten und kostet 7,90 Euro." Seiner Berechnung nach hat sich ein Tesla-E-Taxi (Kaufpreis ab rund 80.000 Euro) nach fünfeinhalb Jahren amortisiert. Freilich muss man bei diesem Kostenvergleich bedenken, dass seine Autos weit mehr Kilometer zurücklegen als private Fahrzeuge. Die besondere Herausforderung für Taxler besteht natürlich darin, "dass der Wagen immer so weit geladen sein muss, dass man jeden Kunden transportieren kann, egal ob 5 oder 35 Kilometer weit, und anschließend noch genug Strom hat, um zur nächsten Stromtankstelle zu fahren". Die Bilanz des Unternehmers, der auch privat ein E-Auto fährt: "E-Autos sehen toll aus – es ist auch schon vorgekommen, dass ein Tesla für eine Hochzeitsgesellschaft gebucht wurde – und schonen die Umwelt. Aber es gibt noch zu wenige Ladestationen in Wien."