Wien. "Mit dem Elektroauto wird es wohl erst wirklich etwas, wenn sich die Deutschen des Themas annehmen", soll ein einigermaßen desillusionierter Renault-Nissan-Chef Carlos Ghosn nach dem eher enttäuschenden Start des ambitionierten E-Auto-Programms des französisch-japanischen Autoriesen gebrummt haben. Das ist auch schon wieder ein paar Jahre her - und die Deutschen haben sich Zeit gelassen.
Jetzt aber: Wer, wenn nicht er? Der Golf, das Auto. In Österreich thront der Käfer-Nachfolger seit seinem Antreten 1974 Monat für Monat ohne Unterbrechung unangefochten auf Platz eins der Zulassungsstatistik. "Welches andere Auto sollte in der Lage sein, den Elektroantrieb zu demokratisieren?", fragt Porsche Holding-Chef Alain Vavey.
Optisch kaum Unterschiede
Mit den technischen Daten wie Leistung und Reichweite ist der E-Golf nicht abgehoben von der Konkurrenz. Von außen ist er von einem "normalen" Golf kaum zu unterscheiden - nur an einer kleinen blauen Plakette an den Seiten und, bei genauerem Hinsehen, den schmaleren Rädern mit abgedichteten Radkappen ist er zu erkennen. Sogar die Steckdose findet sich am gewohnten Ort unter dem Tankdeckel. Bewusst nicht futuristisch hat man auch Armaturenbrett und Bedienungselemente gestaltet - nichts soll den auf Bewährtes bauenden Golf-Fans Schwellenangst machen.Und das Fahren? Es macht im Stadtverkehr mehr Spaß als mit allen anderen Golfs - dank vollem Drehmoment des E-Motors ab dem Start, ruckfreier Automatik, angenehm niedrigem Geräuschpegel. Und mit einem in drei Stärken regelbaren Rekuperationssystem kann man steuern, wieviel Strom beim Bremsen oder Rollen in die Batterie zurückgespeist wird - und damit die Reichweite auf fast 200 Kilometer strecken. Neben dem Kupplungs- kann man auch das Bremspedal - fast - vergessen: Bei der Anfahrt zur Ampel etwa bremst der E-Motor ganz allein, auch die Bremslichter leuchten dann auf.
Abheben von der Konkurrenz soll sich der E-Golf beim Preis: Neben den Kostenvorteilen bei Wartung und Treibstoff bietet VW ab 2016 in Österreich den E-Golf unter dem Preis des Golf TDI an: Für Unternehmerkunden beträgt der Anschaffungspreis unter Berücksichtigung aller Incentives und relevanter Förderungen wie Vorsteuerabzug für einen E-Golf demnach ab 23.525 Euro statt Listenpreis ab 36.730 Euro. Und das All-inclusive-Leasing-Paket der Porschebank für Privatkunden kostet mit einer Monatsrate von 320 Euro für den E-Golf dasselbe wie jenes für einen Golf TDI - samt einem Jahr Gratisstrom.