
Wien. Erinnern wir uns an die legendären 80er und 90er-Jahre: Elektromusik, schräge Klamotten wie pinke Sakkos und Schulterpolster und die große Zeit des Techno. Undenkbar wäre es gewesen, dass die Anhänger dieser Musikrichtung auf einen Ball gehen, um zu Technomusik zu tanzen.
25 Jahre später ist genau diese Techno-Generation erwachsen geworden und feiert in Österreich mit dem Techno Ball bereits zum siebenten Mal eine Ballveranstaltung abseits des Mainstreams. Unter dem Motto "Tradition trifft Zukunft - Walzer meets Beats" werden es die Ballorganisatoren Bernadette und Nicolaus Helletzgruber am 27. Februar im edlen Kursalon Hübner wieder krachen lassen, wenn die heuer sehr kurze Ballsaison dann schon längst um sein wird.
Statt "Alles Walzer" wird hier mit "Alles Techno!" zur extravaganten Ballnacht gebeten. Skeptikern ist die Verschmelzung zwischen Techno und Ball auf den ersten Blick dennoch nicht sofort einleuchtend. Hier die Musikrichtung, die in der zweiten Hälfte der 1980er-Jahre durch die Verschmelzung mehrerer Stilarten der elektronischen Tanzmusik entstanden ist. Und deren Basis insbesondere der minimalistische, bassdrum-betonte Grundrhythmus der House-Musik ist. Auf der anderen Seite Elmayer-Etikette und klassische Ballmusik wie Walzer und Co.
In der Pratersauna
hat alles begonnen
Noch dazu war der Ballcharakter des Events nicht immer so eindeutig erkennbar wie jetzt. Denn erst seit vergangenem Jahr übersiedelte man aus diversen Clublocations in den noblen Kursalon Hübner. Einhergehend mit diesem Ambiente wurde auch das VIP-Dinner vor dem Ball angeboten, das sich als Networking Plattform entpuppt.
"In der Pratersauna, die DER Technoclub in Wien und in Österreich war, hat alles begonnen. Sechs Jahre lang wurden die Leute dort und im Volksgarten abgeholt und in die edle Wiener Ballwelt eingeführt", sagt Nicolaus Helletzgruber im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Dann sei man von der Lokalität her 2015 in die Noblesse übersiedelt.
"Wir waren letztes Jahr auch selbst skeptisch, ob dieses Experiment gelingen wird, aber es ist vom Publikum angenommen worden", erklärt er. Man habe es sogar geschafft, zusätzliches klassisches Ball-Publikum zu gewinnen, das nie in einen Club gegangen wäre.
Wer ist der typische Techno Ball-Besucher? Durchschnittlich ist er zwischen 30 und 40 Jahre alt und kommt sowohl aus alternativen musikliebenden Ecke, als auch aus der Bourgeosie. "Es gibt aber auch den typischen Wiener Schnöselballgeher, der sich einen verrückteren Ball ansehen will", meint Helletzgruber. Durch das Businessdinner, das man als Vorprogramm des Ballabends inkludiert hat, habe man zudem auch die Wirtschaft mit an Bord geholt. Mehrere hochkarätige Firmen sind nun Kooperationspartner. Der Veranstalter jedenfalls freut sich, dass sein Fest Beachtung zu finden scheint.
"Der Techno Ball bringt alt und neu zusammen, er spielt mit der Geschichte und der Gegenwart. Somit verkörpert dieser Ball auch die Stadt Wien", sagt er. Die Kombination aus bewährter Historie gepaart mit dem Puls der Zeit würden diese Veranstaltung "so außergewöhnlich und interessant" machen.
Traditioneller Dresscode gepaart
mit elektronischer Musik
"Einzigartig am Techno Ball ist der traditionelle Dresscode gepaart mit elektronischer Musik in klassisch-modernem Ambiente", unterstreicht er. Im Unterschied zu herkömmlichen Bällen darf man hier neben Ballkleid, Frack, Cocktailkleid, Smoking, Anzug, Tracht, Dirndl und Uniform auch - wie etwa beim Lifeball - in Fantasiekostümen erscheinen. Dass sein Ball keine Eintagsfliege werden wird, war für Helletzgruber von Anfang an klar. Er stellt auch klar, dass er in den kommenden Jahren noch viel vor hat: "Unser Ziel ist es, denn Ball langfristig im Wiener Ballkalender zu etablieren und uns jedes Jahr mit Inszenierung und Programm neu erfinden und selbst übertreffen", sagt er. "Wir konnten unseren Stellenwert im Wiener Ballkalender in den letzten Jahren kontinuierlich ausbauen und dürfen uns jedes Jahr über mehr Gäste aus ganz Österreich und mittlerweile auch aus Deutschland, der Schweiz, den USA, Ungarn, der Slowakei und Italien freuen", berichtet er. Mit mittlerweile über 2000 Gästen sei der Ball bereits ein Highlight auf dem Wiener Eventkalender.
Auch über die Konkurrenz wie Lifeball und Opernball spricht der Organisator: "Vor zwei Jahren wurden wir zu einem Interview mit Lifeball-Vater Gery Keszler und der nunmehr ehemaligen Opernball-Lady Desirée Treichl-Stürgkh eingeladen und als der neue aufstrebende Ball am Wiener Ballhimmel bezeichnet", meint er. Die Idee, Techno und Wiener Balleleganz zu kombinieren sei ursprünglich für die österreichische Clubkultur und deren Akteure geschaffen worden. Mittlerweile sei das Spektrum des Publikums aber erweitert worden, da ein sehr innovatives Showprogramm, eine aufwendige und Inszenierung gebettet in den traditionellen Ballablauf und tolle Musiker angeboten würden.