Wien. Der Gürtel zählt zu den belebtesten Orten in Wien. Die Gegend rund um die Stadtbahnbögen steht für Drogen und Sex. Für ungehemmte Partys und lauten Verkehr. Dabei ist der Gürtel vor allem eines: ein Ort der Lebendigkeit.
Um den Gürtel aber nicht den Bordellen und seinem schlechten Image zu überlassen, findet bereits zum 19. Mal der "Gürtel Nightwalk" satt. Aber was erwartet die Gäste am Samstagabend? Unzählige Künstler werden den Ton angeben. Aus diesem Grund stehen vier Open-Air-Bühnen und mehr als ein Dutzend Gürtellokale bereit, um die Menschen rund um die bedeutende Wiener Verkehrsader in Ekstase zu bringen.
Zwischen den U-Bahn Stationen Alser Straße und Thaliastraße werden österreichische Bands gemeinsam mit zirka 20.000 Fans bis in die frühen Morgenstunden feiern und für gute Laune sorgen. Die Besucher werden dabei von Lokal zu Lokal, von Bühne zu Bühne ziehen und mit den Künstlern feiernd den Abend verbringen. Mit Bier und jeder Menge Alkohol soll das Leben zelebriert werden. Kultclubs wie das Chelsea oder das B72 sind mit dabei, aber auch Clubs wie der Weberknecht oder das Rhiz. Auf einer Länge von einem Kilometer und wenig Platz in der Breite werden sich die tausenden Besucher bewegen.
Befreit vom Rotlicht
5000 Fans waren beim ersten "Gürtel Nightwalk" im Jahr 1998 mit dabei, erinnert sich der Programmkoordinator der Veranstaltung, Wolfgang Kopper. Zwei Gründe gab es, warum der Nightwalk ins Leben gerufen wurde: Einerseits wollte man mit dem Fest auf die neu eröffneten Gürtellokale aufmerksam machen. Andererseits ging es darum, das Rotlichtmilieu zurückzudrängen. "Betriebsstörung des Rotlichtviertels" nennt Kopper das. Laut dem Programmkoordinator hat das auch gut geklappt. Kopper ist zufrieden mit dem Event und seiner Entwicklung: "Wir haben den Gürtel aufgewertet und das im positiven Sinne."
Die Gürtel-Connection
Dabei stand der Gürtel zuletzt wegen anhaltender Drogenprobleme oft negativ in den Schlagzeilen. Mit dem neuen Suchtmittelgesetz habe sich die Lage deutlich verbessert, erklärt Kopper und fügt hinzu: "Der Gürtel hat halt seine Höhen und Tiefen."
Um den schlechten Nachrichten entgegenzutreten, haben sich dieses Jahr einige Lokalbesitzer entlang der Stadtbahnbögen vereint und den Verein "Gürtel Connection" gegründet. Das Ziel: die Vielfältigkeit und Attraktivität des Gürtelabschnitts zu unterstreichen. Bereits im April dieses Jahres konnten bei einer Veranstaltung des Vereins, trotz freien Eintritts, 10.000 Euro gesammelt und an "wieder wohnen" gespendet werden. Die Initiative unterstützt unter anderem Obdachlose dabei, eine Unterkunft zu finden. Für Oktober ist bereits eine weitere Veranstaltung des Vereins "Gürtelconnection" geplant, bei der Spenden für das "Flüchtlingsprojekt Ute Bock" gesammelt werden.
Beim "Gürtel Nightwalk" am Samstag ist der Eintritt gratis. Einige Bands treten bereits zum dritten Mal bei der Veranstaltung auf. "Das ist eindeutig kein Kommerzfestival", betont Kopper und verweist auf die vielen Wiener Bands, die das Publikum in der Nacht auf Sonntag zum Feiern bringen sollen. "Das Festival ist ein Dankeschön von den Bezirken an die Kunstschaffenden", meint der Programmkoordinator im Gespräch und ergänzt: "Das bringt den Künstlern viele Zuschauer."
Das große Zittern
Und die Zuschauer haben auch dieses Jahr wieder eine große Auswahl an Musikern. Mit dabei ist wie schon beim letzten Mal das Duo Wiener Blond. Aber auch Gin Ga oder The Crispies sollen für einen abwechslungsreichen musikalischen Abend, abseits von internationalen Chartlisten sorgen. "Das Tolle ist, dass sich die Besucher Bands anschauen können, die sie kennen, und ein paar Meter weiter Bands sehen, die sie noch nicht kennen", merkt Kopper an, der schon traditionell bis zum Vormittag vor Veranstaltungsbeginn Bauchweh hat: "Wegen dem Wetter." Damit der "Gürtel Nightwalk" mit seinen Open-Air-Bühnen nicht schon frühzeitig in die stickigen Lokale nach innen verlegt werden muss. "Das ist das große Zittern", meint Kopper.
Der Programmkoordinator, die Zuschauer und die Künstler können jedenfalls aufatmen, wenn es nach der Wettervorhersage geht. Diese sieht nämlich gut aus: Sonnenschein bis in die Abendstunden, ohne einen Tropfen Regen werden vorhergesagt. Mit diesem Ausblick steht den Feierlichkeiten nichts mehr im Weg. Damit der Gürtel das bleibt, was er immer verkörpert hat: ein Ort der Lebendigkeit.