Wien. Der Anfang und vielleicht auch das Ende von Olaf Auers Ära als Pächter des Schloss Cobenzl könnte gewisse Parallelen aufweisen. Vor 34 Jahren wurde der ehemalige Fluglehrer und Spross einer Salzburger Gastro-Familie als Retter des Cobenzl gefeiert. Auer hat dem Schloss, damals eine Brandruine, neues Leben eingehaucht. Das war 1982. Heute steht der 73-Jährige und sein "Lebenswerk" erneut im medialen Interesse. Die Stadt Wien hat die Räumungsklage gegen ihn nun auch in zweiter Instanz gewonnen. Die "Wiener Zeitung" hat mit Olaf Auer gesprochen.
"Wiener Zeitung": Wie kommentieren Sie das Urteil, dass Sie nach dem Berufungsverfahren in zweiter Instanz verloren haben?
Olaf Auer: Das ist unglaublich was hier passiert, es ist einfach unglaublich. Ich habe einen Hauptmietvertrag und die Stadt möchte mir das Schloss und das Café Cobenzl, das ich aus einer Brandruine errichtet habe, einfach wegnehmen. Ich habe alles nach bestem Wissen und Gewissen gemacht. Was ich nicht verstehe, ist, dass mir im selben Jahr, als mir das Goldene Ehrenzeichen der Stadt verliehen wurde, auch das Kündigungsschreiben von der Stadt übermittelt wurde. Das passt für mich alles einfach nicht zusammen.
Die Stadt Wien hat Eigenbedarf für Schloss Cobenzl angemeldet. Haben Sie das erwartet?
Nein, natürlich nicht. Ich würde ja auch kein Haus auf meine Kosten errichten, wenn ich wissen würde, dass ich nach 20 Jahren wieder rausfliege. Es wird mir vorgeworfen, dass das Schloss und das Café nicht mehr zeitgemäß und in einem desolaten Zustand wären. Aber das stimmt nicht. Ich habe alles eigenhändig und in mühseliger Arbeit aufgebaut. Jetzt wollen sie es mir wegnehmen. Das ist für mich traurig.
Sie müssen innerhalb von zwei Wochen das Schloss und das Café sowie die Nebengebäude räumen. Sind Sie bereits am Packen?
Nein, auf keinen Fall. Jeder Gast bekommt weiterhin seinen Kaffee.
Sie haben weiterhin geöffnet?
Voll und ganz. Jeden Tag und das seit 34 Jahren ohne einen einzigen Ruhetag. Das wissen auch die Gäste zu schätzen. Sogar am Heiligen Abend habe ich geöffnet.
Der Rechtsstreit zwischen der Stadt und Ihnen hat 2007 begonnen. Wollten Sie schon mal das Handtuch werfen?
Ich bin ein Kämpfer und ein Flieger und habe 14.000 Starts und Landungen überlebt. Und ich will hier auch keine Bruchlandung machen. Ich kämpfe auch für meine 25 Mitarbeiter, die dann auf der Straße wären.
Das heißt, Sie werden weitere rechtliche Mittel ausschöpfen?
Ich werde mich an den Obersten Gerichtshof wenden. Ich habe meinem Rechtsanwalt bereits eine Weisung erteilt.
Was machen Sie, sollte der Oberste Gerichtshof wieder zugunsten der Stadt entscheiden?
Dann ist es aus und ich muss das Feld räumen. Ich frage mich nur, wohin ich gehen soll. Es sind insgesamt vier Gebäude, die komplett eingerichtet sind, dann eine Großküche, 540 Stühle sowie eine Werkstätte. Ich habe nichts verbrochen, ich habe nur den größten Misthaufen von Wien in Schuss gebracht und das mit Herzblut.
Den größten Misthaufen Wiens?
Das sind nicht meine Worte, Leopold Gratz hat mich gefragt, ob ich wirklich den "Misthaufen" übernehmen möchte. Damals, bevor ich den Mietvertrag unterzeichnet habe, hat die Stadt elf Jahre lang nichts getan.
Gab es je ein persönliches Gespräch zwischen Ihnen und der zuständigen Stadträtin Ulli Sima?
Nein, auch nicht mit anderen Politikern wie Bürgermeister Michael Häupl, der übrigens auf Schloss Cobenzl geheiratet hat.