Wien. Werbung braucht die Grelle Forelle schon lange nicht mehr. Der Club an der Spittelauer Lände gilt unter dem Wiener Partyvolk ohnehin als heißeste Adresse mit regem Zulauf. Ein Artikel in der Tageszeitung "Heute" verschaffte der Grellen Forelle jedoch einen PR-Coup der Extraklasse.

Ein "18-jähriger Algerier" soll in dem Club die Sängerin Alison Lewis während eines Auftritts am vergangenen Freitag bestohlen haben, hieß es in dem Gratisblatt. Dabei steckte der Club gerade in einer mehrwöchigen Renovierungspause und hatte geschlossen. Die Falschmeldung von "Heute" wurde von den Clubbetreibern mit einer Klarstellung auf ihrer Facebookseite gepostet. Sie machte schnell die Runde im Netz.

Als sich "Heute" auf der Clubseite entschuldigte, reagierten die Betreiber prompt: "Ihr seid einfach das letzte! Und jetzt verpisst euch von unserer Seite!" Untermalt wurde das Posting mit drei Mittelfingern. Der PR-Coup war perfekt. Noch dazu, kurz vor der Wiedereröffnung des Clubs am Samstag, nach der Renovierungspause. Mehr als 5000 Mal wurde der Eintrag auf Facebook geteilt.

FPÖ-Wähler
nicht erwünscht

Es ist nicht das erste Mal, dass der Club öffentlich klar Stellung bezieht. Nach den Nationalratswahlen vor drei Jahren wurde ebenso auf Facebook mitgeteilt, dass in der Grellen Forelle kein Platz für FPÖ-Wähler sei. "Wir wollen mit Rechtsradikalen nichts zu tun haben. So einfach ist das", sagt Johannes Piller-Giroud. Der Geschäftsführer des Clubs, Dreitagebart, schief sitzende Kappe, weißes T-Shirt, zuckt mit seinen Schultern. Er weiß, dass es für einen Club ungewöhnlich ist, seine politische Meinung offensiv nach außen zu tragen. "Das krampfhafte Neutralsein ist ein kompletter Schwachsinn. Man muss nicht für alle da sein", sagt er.

Die klare Haltung hat auch schon so mancher Nachtschwärmer am Clubeingang zu spüren bekommen. Wer hineinkommt, entscheiden die Türsteher. Mit strengen Blicken mustern sie jeden von Kopf bis Fuß. Sind sie sich unsicher, ob man für die Partynacht geeignet ist, bohren sie mit Fragen nach. "Es kann vorkommen, dass man gefragt wird, wer heute auflegt", sagt Piller-Giroud. "Wenn wir das Gefühl haben, dass die Party nichts für ihn ist, dann kommunizieren wir das auch so." Diskutieren hat da keinen Sinn.

Klare Regeln gelten ebenso im Inneren des Clubs. Fotografieren und Filmen ist - auch außerhalb der Veranstaltungen - strengstens verboten. Diskriminierung oder sexuelle Belästigung werden mit dem sofortigen Rausschmiss sanktioniert. "Wir wollen, dass die Menschen, die am Wochenende zu uns kommen, gemeinsam eine gute Zeit haben", sagt Piller-Giroud. "Wenn du reinkommen willst, sei authentisch, sei leiwand und sei tolerant gegenüber deinen Mitmenschen", ergänzt er.

Vor knapp fünf Jahren wurde die Grelle Forelle eröffnet. In Wien gab es damals entweder Clubs mit guten DJs, aber abgefuckter Einrichtung und warmem Bier, auf das man ewig wartete. Oder es gab Clubs mit guten Drinks, dafür aber mit schnöseligem Stehpublikum und schlechter Musik. Davon hatten die Betreiber der Grellen Forelle genug. Sie machten ihre Hausaufgaben und ihr Club katapultierte sich innerhalb kürzester Zeit an die Spitze der Wiener Szene.

Wenn die Sonne durch
die Glaskacheln bricht

Eine hohe Qualität beim Booking der DJs, eine ausgezeichnete Soundanlage, kurze Wartezeiten an der Bar und saubere Klos gehören seither zum Alleinstellungsmerkmal der Grellen Forelle. Einzigartig ist auch die Atmosphäre, wenn in den Morgenstunden die Sonne durch die Wand aus Glaskacheln bricht und den Club in orangefarbenes Licht tränkt.

Angefangen hat die Grelle Forelle ausschließlich als Technoclub. Mittlerweile ist die Bandbreite deutlich größer. "Es hat alles Platz, von Goa über Drum and Bass, Hip-Hop, Techno, House, Black Metal, schwere Elektroniker", erläutert der Geschäftsführer. Neben DJ-Auflegerei finden auch Konzerte statt. "700 Leute sind für eine super Stimmung notwendig", sagt Piller-Giroud. Eine Anzahl, die der Club meist erreicht. Ein Flop war hingegen die Liveübertragung von Fußballspielen im vergangenen Juni. "Das Thema Fußball können wir wieder ad acta legen", sagt er.

Möglicherweise haben potenzielle Fußballfans den Eingang nicht gefunden. Am Ufer des Donaukanals, unterhalb des Gehwegs gelegen, ist dieser leicht übersehbar. Umso überraschender ist die Weitläufigkeit im Inneren des Clubs. Aufgelegt wird auf einem Mainfloor und der kleineren Kitchen. Bis 22 Uhr ist die Terrasse geöffnet. Geht es nach den Betreibern, könnte es gerne auch länger sein. "Das Nachtleben auf der Straße darf in einer Metropole wie Wien nicht um 22 Uhr vorbei sein", sagt Piller-Giroud.

Förderungen von der Stadt gibt es keine. Man schätzt die Unabhängigkeit von der Politik. "Wir haben auch nie angefragt", sagt Benjamin Menedetter, zuständig für das Marketing in der Grellen Forelle. "Da gibt es wichtigere Dinge, die man mit dem Steuergeld tun sollte. So gut ich es finde, dass es Kulturförderung gibt. Aber einen Nachtclub sollte man schon selber stemmen können und nicht beim Staat um Geld betteln gehen."

Beim Staat um Geld betteln ist für Piller-Giroud ebenso unvollstellbar: "Das haben wir in den vergangenen fünf Jahren nicht getan und das werden wir auch in Zukunft nicht tun."