Wien. Ein ungewöhnliches Bild bietet sich derzeit in der Wiener Innenstadt: ein Panzer und andere schwere Militärfahrzeuge vor dem Burgtheater. Der Grund dafür ist die jährliche Heeresschau zum Nationalfeiertag, die heuer erstmals an mehreren Standorten stattfindet. Und ebenso erstmals werden die Rekruten heuer von einer Frau auf dem Heldenplatz angelobt: Nationalratspräsidentin Doris Bures übernimmt diese Aufgabe aus Ermangelung eines amtierenden Bundespräsidenten.

Weil das Parlament während der Sanierung in die Hofburg und in Container auf dem Heldenplatz umzieht, die schon vorbereitet werden, kann die Leistungsschau dort nicht wie üblich stattfinden. Die Panzer, Hubschrauber, Drohnen, Boote und Infostände verteilen sich deshalb heuer rund um die Bereiche Burgtheater, Am Hof, Schottengasse, Teinfaltstraße und Freyung. Die Plätze seien nah beieinander und gut erreichbar, versichert Wiens Militärkommandant Kurt Wagner. Zum ersten Mal zu sehen gibt es das neue Überschneefahrzeug "Hägglund", Interessierte erwartet auch wieder Bewährtes wie der Flugsimulator oder Gardevorführungen. Ein Teil der Musik spielt aber auch heuer auf dem Heldenplatz: In der Früh finden beim Äußeren Burgtor die Kranzniederlegungen der Regierung statt, bevor um 10.30 Uhr fast 1200 Rekruten - darunter 37 Soldatinnen - feierlich von Bures angelobt werden.

Traditionell musikalisch


Auch mit einigen kulturellen Programmpunkten wird zu den Nationaltag-Feierlichkeiten gelockt: Traditionell musikalisch wird der Feiertag von den Symphonikern begangen beziehungsweise umrahmt - und etliche Museen laden zum Kunstgenuss bei freiem Eintritt: Die Wiener Symphoniker spielen gleich zweimal ein Konzert zum Nationalfeiertag - einmal am Tag davor, einmal am Tag danach. Unter der Leitung von Robin Ticciati und mit Violinist Renaud Capucon als Solist rückt man laut Programmankündigung Max Bruch sowie Anton Bruckner in den Mittelpunkt. Das kann man am 25. und 27. Oktober im Großen Saal des Wiener Konzerthauses verfolgen.

Dem "Herz der Demokratie" begegnet man im Parlament, das zum Tag der offenen Tür lädt (übrigens auch noch am 27. Oktober). Vor der bis 2020 dauernden Schließung des Hohen Hauses am Ring aufgrund der Sanierung gibt es dabei auch ein so betiteltes Kunstprojekt zu erleben, das die Besucher zur intensiveren Auseinandersetzung mit Demokratie und Parlamentarismus anregen soll. Dazu bespielt die Künstlergruppe "wenn es soweit ist" verschiedene Räumlichkeiten im Gebäude. Jacqueline Kornmüller und Peter Wolf haben dafür acht Autoren eingeladen, sich nicht nur mit dem Begriff Demokratie auseinanderzusetzen, sondern sich auch über Österreich Gedanken zu machen. Die illustre Teilnehmerliste umfasst Juli Zeh, Christine Nöstlinger, Milena Michiko Flasar, Paulus Hochgatterer, Clemens Setz, Martin Pollak, Franz Schuh und Angelika Reitzer. Vor Ort werden die Texte von Schauspielern und Musikern umgesetzt, wobei die einzelnen Szenen rund zehn Minuten dauern sollen und laufend wiederholt werden.