Fünf Kindesabnahmen
Zum Tagegeschäft gehören solche Fälle nicht. Aber auch ständig mit der Not der Menschen konfrontiert zu sein, ist nicht einfach. Im Oberlandesgerichtssprengel Wien, Niederösterreich, und Burgenland wurden im Vorjahr 2900 Delogierungen (davon zwei Drittel in Wien) und 540.000 Fahrnisexekutionen (davon mehr als ein Drittel in Wien) und sogar fünf Kindesabnahmen durchgeführt.
"Man lernt, damit umzugehen. Die Leute wissen ja, dass jemand kommen wird. Sie kriegen Mahnungen vom Rechtsanwalt, Zahlungsbefehle vom Gericht und dann kommt die Exekution, das kommt nicht von ungefähr." In circa 600 Fällen nehmen die Gerichtsvollzieher Polizeiunterstützung mit. "Die Polizei wird aber nur verständigt, wenn der Gerichtsvollzieher behindert wird oder Angriffe auf ihn getätigt werden", sagt Winkler.
Seit einigen Jahren arbeitet Klara Z. am Bezirksgericht Donaustadt, dort sei die Bereitschaft Schulden zu begleichen, deutlich größer als im 2. Bezirk, in dem sie zuvor tätig war. Auch im 11., 16. und 15. Bezirk sei das Schuldeneintreiben schwer, sagt Winkler. "In diesen Hotspots melden sich sehr wenige Menschen bei uns." In den Altbauwohnungen im Hinterhof seien ja oft nicht einmal die Postkästen ausgeräumt. "Die Leute sind abgestumpft und haben den Überblick und die Perspektive verloren." Der durchschnittlich Verpflichtete habe eben nicht nur ein "paar Schulden". Manche kennen die Gerichtsvollzieher sogar jahrelang. "Hin und wieder kommt es aber vor, dass sich einer meldet und sagt: Ich habe einen Job und zahle jetzt. Das sind die Erlebnisse, die einen aufrichten, die kleinen Erfolge", sagt Klara Z.