
Wien. Es ist wie eine Versicherung, sagt die Wiener AMS-Chefin Petra Draxl und meint damit eine Ausbildung. Die aktuellen Zahlen sprechen für sich: Personen mit maximal einem Pflichtabschluss haben ein dreimal höheres Risiko arbeitslos zu werden als jene, die über einen Lehrabschluss verfügen. Die Arbeitslosenquote von Personen ohne Ausbildung lag im Jahr 2015 bei 38,5 Prozent, jene mit einem Lehrabschluss bei 13,5 Prozent. Ein Hebel, um die Arbeitslosigkeit bei Jugendlichen zu verringern, aber auch die Ausbildungsbereitschaft von Wiener Betrieben zu steigern, ist die Lehrlingsentschädigung, die ab Februar in Wien erhöht wurde.
Die zwei wesentlichen Änderungen: Die Förderung für benachteiligte Jugendliche wie auch die Förderung von unter 18-Jährigen mit Qualifikationsmängel hat sich von monatlichen 200 Euro auf 400 Euro verdoppelt. Die Förderdauer beträgt nun drei und nicht wie bisher ein Jahr. Die Grundvoraussetzung ist, dass die Unternehmer vor der Einstellung des Lehrlings mit dem AMS-Jugendlichen Kontakt aufnehmen. Das Budget für die Lehrlingsentschädigung betrug im Vorjahr 4,4 Millionen Euro - 1500 Fälle wurden unterstützt. "2017 haben wir sechs Millionen Euro geplant und hoffen, dass wir an die 2000 Jugendliche fördern können. Das Potenzial ist vorhanden", sagt Draxl.
Auch Maria Smodics-Neumann, die Spartenobfrau von Gewerbe und Handwerk der Wirtschaftskammer Wien, hofft, dass alle Mittel ausgeschöpft werden. "Es ist nicht nur ein gesellschaftlichpolitisches Interesse, sondern auch ein Interesse der Wirtschaft, dass Fachkräfte ausgebildet werden", sagt die Schneidermeisterin. Die Sparte Gewerbe und Handwerk ist der der größte Lehrlingsausbilder in Wien. "Von den 16.800 Lehrlingen, die in Wien in Ausbildung sind, sind alleine 4300 in den gewerbehandwerklichen Berufen", sagt Smodics-Neumann. "Es ist unendlich viel passiert, trotzdem ist es aus meiner Sicht nie genug, was man tun kann", so die Spartenobfrau. "Was man nicht vergessen darf, ausbilden kann ich nur, wenn es meinem Unternehmen gut geht."
Es sei wichtig, dafür Bewusstsein zu schaffen, dass man über Umwege den Lehrplatz seines Kindes sichere, indem man heute in einem Wiener Betrieb oder in einem regionalen Betrieb einkauft. "Das ist direkt miteinander verbunden. Denn, wenn die Unternehmen keine Aufträge haben, dann werden sie auch keine Jugendlichen beschäftigen können. Im Grunde haben wir es in der Hand, die eigene Wirtschaft zu stärken und damit den Jugendlichen einen Ausbildungsplatz zur Verfügung stellen zu können", sagt Maria Smodics-Neumann, die sich auch mehr Unterstützung seitens der Stadt wünscht. "Der Wegfall der Kommunalsteuer für den Lehrling wird jetzt kein Unternehmen sanieren, aber es wäre eine Wertschätzung und auch ein Bekenntnis zu einer dualen Ausbildung", sagt die Unternehmerin.