Digitaler Nachlass stellt Angehörige vor Herausforderungen. , - © fotolia/frogfisch
Digitaler Nachlass stellt Angehörige vor Herausforderungen. , - © fotolia/frogfisch

Wien. Ein bisschen unheimlich ist es dann schon, wenn Facebook die tote Mutter einfach nicht vergessen will und pünktlich zum Geburtstag Freunde und Angehörige daran erinnert, ihr auch ja zu gratulieren.

Im Zeitalter der sozialen Medien bekommt die Nachlassverwaltung Verstorbener eine neue Dimension. Nicht nur um die analoge Präsenz müssen sich Angehörige kümmern, sondern auch um die digitale.

Daten, die auch nach dem Tod im Internet bestehen bleiben, bezeichnet man als digitalen Nachlass. Dazu zählen Profile auf "Facebook", "Twitter" und Ähnlichem, E-Mail-Konten aber auch Online-Banking und andere kostenpflichtige Mediendienste und Multimediaseiten.

Grundsätzlich gibt es vier Möglichkeiten, wie man mit hinterlassenen Daten im Netz umgehen kann: Man kann sie erhalten beziehungsweise weiterführen, löschen, archivieren oder an Angehörige, Erben oder Dritten übertragen. Viele Menschen bitten Angehörige und Bekannte darum, Facebookprofile und Ähnliches auch nach ihrem Tod weiterzuführen.

So auch Paula R., eine 25-jährige Studentin aus Wien, die seit etwa einem Jahr das Facebookprofil ihrer frühzeitig verstorbenen Mutter verwaltet. Diese hinterließ ihrer Tochter Passwort und Benutzerdaten ihres Nutzerkontos, um "bis in alle Ewigkeit zu leben.", so schrieb sie. Daher postet ihre Tochter wöchentlich alte Bilder, Fotos und kurze Aussagen der Mutter, die von Angehörigen, Freunden und Bekannten geliked und bewundert werden. "Es ist mir eine Ehre, den letzten Wunsch meiner Mutter zu erfüllen und die Menschen für immer mit ihrer digitalen Anwesenheit zu erfreuen", meint Paula. Facebook greift ebendieses Bedürfnis auf und bietet nun auch offiziell eine Weiterführung der digitalen Präsenz an. Vanessa Callison-Burch, Facebook-Produktmanagerin, informiert über die Möglichkeit eines Gedenkprofils: eine seit 2007 eingeführte Maßnahme, bei der Bekannte oder Verwandte des Verstorbenen das hinterlassene Profil mit acht einfachen Schritten weiterhin verwalten können.

Facebook für Tote


Der Inhalt bleibt erhalten, ist aber nur für unmittelbare Freunde einsehbar. "Im Profil der Person wird neben ihrem Namen ,In Erinnerung an‘ angezeigt", informieren Facebooks AGB. "Konten im Gedenkzustand stellen für Freunde und Familienangehörige eine Möglichkeit dar, zusammenzukommen und Erinnerungen zu teilen, wenn eine Person verstorben ist." Randall Munroe spielt in seinem Buch "what if? Was wäre wenn?" mit dem Gedanken eines "Facebook für Tote". Laut eines US-amerikanischen Nachrichtendienstes sterben jede Stunde weltweit 428 Facebook-User, und so kommt Munroe zu der Annahme, dass es auf ebendieser Plattform entweder in den 2060er-Jahren oder in den 2130er-Jahren mehr tote als lebendige Nutzer geben soll.