Wien. Christian Eigner hat wie an den meisten Tagen auch heute den Wetterbericht auf fünf verschiedenen Wetter-Apps studiert. Denn für den Spritzgruppenleiter des Stadtgartenamtes ist die Witterung das A und O. In den warmen Monaten ist er mit seinem Team fast jede Nacht unterwegs, um Wiens Eichen, Linden, Kastanien, Rosen und Buchse zu behandeln. Damit die aufgetragenen Mittel haften bleiben, sind windstille und regenfreie Nächte nötig.
In diesen Tagen steht die Düngung der Ringbäume an. Trotz Regenankündigung hat Eigner um 21 Uhr entschieden, dass in dieser Nacht ein Einsatz stattfinden kann. Und er lag damit richtig, die Bedingungen sind gut. Die Luft ist lau, der Regen blieb bisher aus und es bläst kaum ein Lüftchen. "Um acht geht der Wind in Wien schlafen", sagt Eigner schmunzelnd, während seine Kollegen Kanister mit Düngemittel in den Tank der Spritzmaschine füllen, die auf der Ladefläche eines Kleinlasters montiert ist.
2500 Bäume stehen am Ring
In dieser Nacht soll der Abschnitt Hofburg bis Parlament auf beiden Seiten besprüht werden. 2500 Bäume stehen am Ring. Viele Menschen nehmen das satte Grün als selbstverständlich wahr. Doch dass die Bäume am Leben bleiben, erfordert viel Engagement des Stadtgartenamtes. Denn 30.000 Autos täglich, die Vibrationen der Straßenbahnen und der wenige Platz für die Wurzeln setzen den Bäumen stark zu. Während die anderen Bäume Wiens meist nur gegen Schädlinge behandelt werden, erhalten die Ring-Bäume eine Spezial-Behandlung. Sie werden nach einer genauen Blattanalyse zwei Mal jährlich mit speziell zusammengesetzten biologischen Mitteln gedüngt. Dadurch werden sie mit den für sie notwendigen Nährstoffen versorgt und gestärkt. "Als Gärtner muss man extrem flexibel sein und auf alles reagieren, was die Umwelt bietet", sagt Eigner.
Wer mit dem Spritzgruppenleiter spricht, merkt schnell, wie sehr ihm das Wohl der Bäume am Herzen liegt. "Ich habe einen eigenen Bezug zu Pflanzen. Also, ich bin jetzt kein großer Baumflüsterer, aber ich kann mich in die Bäume hineinversetzen und weiß, wie es ihnen geht und was sie brauchen, damit es ihnen besser geht."
Die Düngung am Ring erfolgt immer in der Nacht. "Anders wäre es nicht möglich, untertags sind zu viele Passanten unterwegs", sagt Eigner. Die Mitarbeiter des Stadtgartenamtes sind mit zwei Kleinlastwägen und jeweils in Dreierteams im Einsatz: Ein Mann lenkt den Kleinlastwagen, einer achtet darauf, dass keine Passanten im Weg sind, und einer bedient per Fernbedienung die Spritzmaschine. "Es ist wie Playstation spielen", sagt Christopher Pfleger, während er die Düse der Spritzmaschine, aus der das Düngemittel in Form von weißem Nebel sprüht, in die gewünschte Richtung lenkt. "Wenn man es einmal heraußen hat, geht es wie im Schlaf."