Wien. Gut funktionierende Markthallen gibt es auf der ganzen Welt. In Europa gelten etwa Madrid, Barcelona und Lissabon als Vorzeigestädte zu diesem Thema. Sie gehören zur Kultur der Länder, hier treffen sich Jung und Alt, Arm und Reich. Hier wird eingekauft, getratscht, getrunken, gegessen, aber auch musiziert und manchmal sogar getanzt.

In Wien, die Stadt mit einer der höchsten Supermarktdichten Europas, gibt es mittlerweile nur noch eine Markthalle. Oder besser gesagt, einen Markt, der nicht unter freiem Himmel stattfindet. Das ist der Meiselmarkt im 15. Bezirk. Mit den besagten Markthallen hat dieser aber wenig gemeinsam. Und in der einzigen noch bestehenden Markthalle Wiens im 9. Bezirk ist seit 2001 ein Supermarkt untergebracht.

Thomas De Martin stört das. Und zwar so sehr, dass er seit 2014 eigene Märkte und Markthallen organisiert. Und das sehr erfolgreich. Aber immer nur temporär. Zuletzt in der Alten Post im ersten Bezirk als Zwischennutzer. Sein Traum: eine eigene Markthalle. Plätze dafür wüsste er jedenfalls viele - zum Beispiel der Parkplatz beim Naschmarkt, den auch die Grünen dieser Tage für eine Markthalle vorgeschlagen haben. Und zwar im Vorfeld der Präsentation der neuen Marktordnung, die morgen, Mittwoch stattfinden soll. Im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" erzählt De Martin über seine Leidenschaft.

Am Mittwoch wird die neue Wiener Marktordnung präsentiert. Ob darin das Thema Markthallen berücksichtigt wird, bleibt abzuwarten. - © Markterei Markthalle/Alexander Gotter
Am Mittwoch wird die neue Wiener Marktordnung präsentiert. Ob darin das Thema Markthallen berücksichtigt wird, bleibt abzuwarten. - © Markterei Markthalle/Alexander Gotter

"Wiener Zeitung":Herr De Martin, Sie haben Medizin fertig studiert, haben aber später als Veranstalter gearbeitet und jetzt organisieren sie Märkte - wie sind Sie dazu gekommen?

Thomas De Martin: Ich bin nach dem Studium sehr viel gereist und war auf mehreren Kontinenten und in vielen unterschiedlichen Ländern unterwegs. Was ich überall gerne gemacht habe, war, auf die lokalen Märkte zu gehen. Denn wenn man die Märkte sieht, kann man sich gleich einen guten Eindruck über das Land verschaffen - wie die Menschen sind, was sie essen, wie sie essen, wie sie kommunizieren. Man bekommt auf Märkten am besten das Lokalkolorit der Regionen mit. Zurück in Wien, bin ich auf den Naschmarkt gegangen und hatte plötzlich den Eindruck, dass hier das Lokalkolorit völlig verloren gegangen ist. Ein Einheitsbrei, wo sich die Massen durchzwängen. Und da wollte ich dagegen steuern.

Lokalkolorit heißt für Sie... ?

Produkte aus der Region. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch - ich finde es gut, dass es Falafel, Oliven und Schafskäse gibt, aber mittlerweile kann man am Naschmarkt auch Rapid-Schals und Hosen kaufen. Es wird einfach touristisch ausgeschlachtet. Heimischen Fisch oder Gemüse aus der Region bekommt man kaum noch. Und was mich dann noch so geärgert hat, ist, dass die Supermärkte keine oder nur in überschaubaren Mengen regionale Produkte anbieten.