Auf unterschiedliche Weise nähern sich der Justizpalast und das Wiener Straflandesgericht dem Nationalfeiertag an. Ersterer steht heute von 10 Uhr bis 18 Uhr allen Interessierten zur Besichtigung offen. Das Gebäude, in dem der Oberste Gerichtshof, das Oberlandesgericht Wien und das Landesgericht für Zivilrechtssachen Wien untergebracht sind, ist eng mit der jüngeren Geschichte Österreichs verbunden. Führungen mit historischen und architektonischen Vorträgen finden während der gesamten Öffnungszeit statt.
Wer sich der staatsbürgerlichen Bildung unterzogen hat, kann vom Justizcafé im Dachgeschoß einen Blick auf die Wiener Innenstadt werfen.
Erinnerung an den Widerstand
Das Straflandesgericht Wien dokumentiert hingegen den Widerstand gegen das NS-Regime mit dem Symposium "Generationen im Dialog". Bereits am Donnerstag sprach Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka zu Angehörigen von inhaftierten und hingerichteten Widerstandskämpfern. Im ehemaligen Hinrichtungsraum des "Grauen Hauses" wurden während der nationalsozialistischen Diktatur mehr als 1.200 Menschen geköpft. Heute ist dort ein Gedenkraum für den Mut der Widerstandskämpfer eingerichtet, an deren Namen Tafeln an der Wand erinnern. Der aktuelle Präsident des Gerichts, Friedrich Forsthuber, wies darauf hin zu, dass der Rechtsstaat und die Medienfreiheit heute auch in einigen "gefestigten Demokratien" unterwandert würden, derzeit etwa in der Türkei.
Am heutigen Nationalfeiertag werden zwischen 10:30 und 13:30 Briefe der von 1942 bis 1945 Hingerichteten im Großen Schwurgerichtssaal vorgelesen. Der aktuelle Präsident des Gerichts, Friedrich Forsthuber, nennt die damals abgehaltenen Prozesse eine "Farce".
Am 28.Oktober findet schließlich ab 10h eine Gedenkfeier an der Gedenkstätte "Gruppe 40" am Wiener Zentralfriedhof statt. Unter diesem Namen wurde ein Ehrenhain für die mithilfe der willfähigen Justiz ermordeten ermordeten Männer und Frauen. Hier wird etwa die am 30. März 1943 hingerichtete Helene Kafk geehrta, bekannt als Schwester Restituta. Auch die jüngste im Landesgericht I hingerichtete Frau, Anni Gräf, die mit nicht einmal 19 Jahren dem Fallbeil zum Opfer fiel, ist hier bestattet.