Einprägsamkeit wichtig
Im World Wide Web ist das Hauptkriterium einer guten Adresse, dass sie sich selbst erklärt und vor allem einprägsam ist. Man spricht hier von generischen Domains, die im Fall der Adressen www.pizza.com oder www.poker.com dem Benutzer im besten Fall die Suchmaschinen ersparen können, wenn sie auf der Suche nach diesen speziellen Angeboten sind.
Adressen mit einer anderen Endung als .com sind allerdings weniger wert. 2007 lag etwa der Durchschnittspreis für .de-Domains bei 1280 Euro. Allerdings hat sich laut der Domain-Handelsbörse Sedo generell die Zahl der verkauften Internet-Adressen im Jahr 2006 um 68 Prozent auf 17.850 gesteigert. Über Sedo wechselten im Jahr 2006 immerhin Domains mit einem Verkaufsvolumen von insgesamt mehr als 30,7 Millionen Euro den Besitzer. Ein beachtliches Wachstum, denn 2005 lagen die Verkäufe über Sedo noch bei 18,2 Millionen Euro, 2004 nur bei rund 7,6 Millionen Euro.
Am teuersten ist .com
Am teuersten sind laut Sedo die .com-Domains, die den Einstieg ins Big Business versprechen - diese wurden mit durchschnittlich 2219 Euro (plus 19,9 Prozent) gehandelt. Von den nationalen Domains sind die schwedischen .se-Adressen mit 5036 Euro und die britischen .uk-Auftritte mit 2729 Euro am teuersten gewesen. Als Top-Verkäufe nennt Sedo Domains wie www.vodka.com (drei Millionen Dollar) und www.bike.com (500.000 Dollar). Die höchsten Preise beim Handel mit .de-Domains lagen 2006 noch bei 300.000 Euro. Im Mai 2007 wurde schließlich die Domain www.broker.de um 695.000 Euro verkauft.
Österreichische .at-Adressen stehen dem um nichts nach: "Letzte Woche wurde die Adresse www.job.at um 408.000 Euro versteigert", erklärt Clemens Pidnar von nic.at - die zentrale Vergabestelle für .at-domains - der "Wiener Zeitung".
Nic.at erhält pro Monat rund 3500 Anrufe und 5000 E-Mail-Anfragen. Innerhalb des selben Zeitraums erfolgen etwa 2,6 Milliarden Abfragen, ob eine Domain schon vergeben ist, rund 6,5 Millionen Mal will man wissen, wem eine Domain gehört (Whois-Abfrage). Rund 100.000 "Tickets", also Anträge für neue Domains oder Änderungswünsche, bearbeitet nic.at pro Monat. Bei der Domainvergabe wird das Prinzip "first come, first served" angewandt. Im Jänner 2008 waren laut nic.at 725.937 .at-Domains aktiv.
"Künstliche Werte"
"Ich finde das ja nicht so sinnvoll, dass auf diese Weise künstliche Werte geschaffen werden", meint dazu Bert Estl vom Silverserver, dem drittgrößten privaten Internetbetreiber Österreichs. Dennoch konnte der Provider schon einmal von diesen künstlichen Werten profitieren. Wie Silverserver-Chef Oskar Obereder der "Wiener Zeitung" bestätigte, hatte er Mitte der 90er Jahre die Domain www.mp3.at sichern lassen. "Die ist dann jahrelang und schon fast vergessen in der Schublade gelegen, bis www.mp3.de bei uns angeklopft hat." Zuerst hat man sich beim Silverserver überlegt, die Domain selber zu nutzen, sich aber schließlich zu einem Verkauf entschlossen, wie Estl erklärte.
Schnell erledigt
Welche Summe diese Adresse letztlich einbrachte, wollte man beim Silverserver allerdings nicht sagen. Geplant sei das Ganze jedenfalls nicht gewesen. "Und ich denke, dass das in vielen anderen Fällen auch so ähnlich vor sich gegangen ist", meint Estl.
Generell gilt in diesem Geschäft: Was heute als unvorstellbare Summe erscheinen mag, könnte in eine paar Jahren eine echte Okkasion sein. Im Fall des eingangs erwähnten Amerikaners, der für die Internet-Adresse www.pizza.com 2,6 Millionen Dollar einstreifte, betrug die Wertsteigerung in 14 Jahren das 130.000-Fache.
Ein Account ist im Übrigen rasch eröffnet und schon kann man seine Domains weltweit anbieten und hoffnungsvoll auf Anfragen von Interessenten warten. Die Domain-Börsen verlangen üblicherweise zehn Prozent Provision vom Verkaufspreis, leiten dafür auch den Domain-Transfer und sorgen für das Treuhand-Service.