Wien. In einer Gesellschaft, in der es mannigfaltige Möglichkeiten und Informationen gibt, fällt es oft nicht leicht, die richtige Entscheidung zu treffen. Diese Binse gilt für Individuen ebenso wie für Unternehmen und Behörden. Lohnt es sich, mit dem Projektpartner weiter zu verhandeln? Soll man den Auftrag an Bieter A oder B vergeben? Die Verantwortlichen wägen Argumente ab. Doch der Mensch kann nie ganz rational entscheiden. Bei der Entscheidung spielen immer auch persönliche und emotionale Motive eine Rolle.

Das US-Unternehmen Decision Lens hat ein Programm entwickelt, das Unternehmen und Behörden dabei hilft, Handlungsoptionen zu priorisieren. Decision Lens liefert eine maßgeschneiderte Software, die die unterschiedlichen Bedürfnisse und Präferenzen einer Organisation analysiert und auf dieser Grundlage eine Prioritätenliste erstellt. Etwa, welchen Projektantrag man bewilligt oder welches Personal man rekrutiert. Das Ziel: bessere und schnellere Entscheidungen zu treffen.

Prioritätenliste auf Knopfdruck


Zu den Kunden von Decision Lens gehören neben Konzernen wie Boeing auch Regierungsorganisationen wie das U.S. Department of Agriculture, die Luftfahrtbehörde Federal Aviation Administration, die US-Navy und das Pentagon.

Als die Washington Metropolitan Area Transit Authority erfuhr, dass sie mehrere Millionen Dollar aus dem staatlichen Konjunkturprogramm erhalten würde, hatten die Beamten eine lange Wunschliste. Doch in welche Projekte sollte das Geld fließen? Die Behörde konsultierte Decision Lens. Dort wurde ein Tool entwickelt, das es erlaubte, die Projekte nach strategischen Zielen auszurichten.

Wo zuvor mühsam Excel-Listen erstellt und in zähen Diskussionen Indikatoren und Kriterien aufgestellt wurden, spuckt jetzt die Software einen Score aus. Etwas Messbares, das Prioritäten klar festlegt. "Der primäre Vorteil war, dass wir nicht mehr annähernd so viel Zeit mit dem Abwägen von Dingen verbrachten", sagt Michael DeAngelo, Chief Information Officer der Stadt Washington, die Decision Lens nutzt.

Die Software basiert im Wesentlichen auf dem Analytic Hierarchy Process, einer Methode, die vom Mathematiker Thomas L. Saaty entwickelt und von dessen Sohn John verfeinert wurde. Die Frage ist, wie man unterschiedliche moralische Wertungen in Einklang bringt.

Saaty begreift dieses Problem spieltheoretisch, das heißt er modelliert die Entscheidungssituation und weist den beteiligten Akteuren einen Nutzen zu. Das Modell ist auf Alltagssituationen anwendbar, etwa, welche Kriterien beim Bau eines neuen Hauses berücksichtigt werden, aber auch auf komplexe politische Konstellationen. "Wir sind alle als Entscheider geboren", so Saaty, "aber Entscheidungen sind so komplex und verwoben geworden, dass es unmöglich ist, sie nach Kosten und Nutzen zu analysieren."