Wien. "Roboter übernehmen immer mehr Arbeiten, die von Menschen gemacht werden", stellte der US-Sachbuchautor Martin Ford im Rahmen einer Podiumsdiskussion in Wien fest. In der Zukunft könnten Menschen durch diese unaufhaltsame Entwicklung zwar von lästigen und schweren Arbeiten befreit sein, bräuchten dann aber auch ein von der Erwerbstätigkeit entkoppeltes Einkommen.
"Wir leben in einer disruptiven Zeit, die einen enormen Druck auf die Gesellschaft und die Wirtschaft ausübt", so der Autor des Bestsellers "The Rise of the Robots: Technology and the Threat of a Jobless Future" bei der vom Technologieministerium (BMVIT) veranstalteten Diskussion.
Denn nicht nur in der klassischen Industrieproduktion würden Prozesse immer automatisierter ablaufen, auch Teilbereiche von "White Collar"-Jobs im Finanzwesen, in der Medizin oder im Journalismus würden zunehmend von Algorithmen gelenkt. Manchen Schätzungen zufolge könnten so mittelfristig die Hälfte aller Jobs wegfallen.
Auswirkungen auf alle Bereiche des Lebens
"Informationstechnologie und künstliche Intelligenz werden alle Bereiche quer durch die Wirtschaft durchdringen", verglich Ford die Digitalisierung mit der Omnipräsenz der Elektrizität. Von Jobverlusten betroffen wären vor allem Bereiche mit niedrigen Qualifikationen, die ohnehin kontinuierlich schlechter bezahlt würden. Dazu seien viele neue Industrien per se weniger arbeitsintensiv, benötigen also für gleiche oder höhere Erträge nur mehr einen Bruchteil der menschlichen Arbeitskraft früherer Zeiten. So hätte der Autohersteller General Motors 1979 mit 840.000 Arbeitern weniger Gewinne gemacht als Google 2012 mit nur 38.000 Mitarbeitern. "Letztendlich wird die ganze Wirtschaft viel mehr wie Google aussehen als General Motors", sagte Ford.
Einkommen von traditionellen Jobs entkoppeln
Die Auswirkungen dieser Entwicklungen könne man freilich heute erst erahnen. Wenn immer weniger Menschen arbeiten, geben sie auch weniger Geld aus, was zu verringerter Nachfrage, Stagnation und einer Deflationsspirale führen könnte. Die Freiheit, die mit weniger Arbeit einhergehe, könne so wegen der steigenden gesellschaftlichen Ungleichheit rasant zu einem gewaltigen Problem anwachsen. Ein kurzfristiger Ausweg sei mit dem Ausbau und der Stärkung sozialer Sicherheitsnetze möglich. "Irgendwann wird man Einkommen von traditionellen Jobs entkoppeln müssen", sprach sich der Autor langfristig für ein bedingungsloses Grundeinkommen aus.