Die Frage ist, wie man dem Maschinensehen im Allgemeinen und der omnipräsenten Gesichtserkennung im Konkreten begegnen soll. Kann man sich unsichtbar machen?

Der New Yorker Aktionskünstler Adam Harvey hat eine Möglichkeit beschrieben, wie man mit dem Vehikel der Mode (Camouflaged Fashion) sein Gesicht zum Anti-Gesicht verdeckt und Gesichtserkennungsalgorithmen effektiv düpiert. Mit einer Punk-Frisur, bei der die Haare eine Gesichtshälfte bedecken, erzeugt man Asymmetrien, mit Tusche werden neue Texturen und Farbtöne auf der Haut aufgetragen, die die automatisierte Gesichtserkennung erschwert. Man schafft sich so eine neue Identität, ein Pendant zur unsichtbaren visuellen Kultur.

Die Frage ist letztlich nicht, wie die Maschinen uns sehen, sondern wie sich der Mensch in der tsunamiartigen digitalen Bilderflut sehen will. Die zum Duck-Face gespitzte Lippe und das Selfie als Signatur der Gegenwart, das Kulturpessimisten längst als Untergang des Abendlands werten, ist jedenfalls eine Ausdrucksform, die der apodiktischen Computervision etwas entgegensetzt. Das lässt hoffen, dass der Mensch auch im Digitalzeitalter ein Stück Autonomie seiner bildhaften Repräsentation bewahrt.