Wien. Exotische Frauen, Fetische, ausgefallene Fantasien: Wer glaubt, dass Pornokonsumenten zumeist danach suchen, irrt. Nach dem Nahen und Nationalen verlangt es viele Nutzer. Das zeigt die Jahresstatistik 2017 von "Pornhub", einer der größten Pornoseiten weltweit.

"German" und "deutsch" waren im Vorjahr die zwei häufigsten Suchbegriffe von österreichischen und deutschen Besuchern. "Argentina" und "Argentinas pendejas" (junge Argentinierinnen, Anm.) dominierten in Argentinien. Inder suchten nach "Indian wife" und "Indian college", die Franzosen wollten es "francaise" und "french" haben.

Was macht die Sprache und Nation so anziehend? Warum wollen so viele Deutsche unbedingt Deutschen beim Sex zuschauen?

Dahinter verbirgt sich der Wunsch, die Videos möglichst lebensnah wirken zu lassen, erklären Fachleute. "Vielen Zuschauern reichen die Nacktheit und der Sexualakt alleine nicht aus. Sie brauchen einen zusätzlichen Aufregungsfaktor, damit sie erregt sind", sagt der Psychologe Wolfgang Kostenwein, Leiter des Österreichischen Instituts für Sexualpädagogik und Sexualtherapie.

Dieser Aufregungsfaktor kann nun in der Nationalität und Sprache liegen, die eine Nähe und Erreichbarkeit suggerieren. Durch die kulturelle und sprachliche Ähnlichkeit wirke die Darstellerin nämlich lebensnäher, erklärt Kostenwein. Das errege den Zuschauer, der "eine Frau sehen will, die in seinem Alltag vorkommen könnte". So kann sich der Deutsche eine Deutsche naturgemäß eher als seine Nachbarin vorstellen als eine Asiatin.

Bezug zur Realität

Auf diesen Näheaspekt verweist auch die Sexualpsychologin Daniela Renn. Sie erklärt, dass es wichtig ist, zwischen zwei Gruppen zu unterscheiden. "Für manche Leute ist Pornografie etwas, das weit weg ist. Das Dargestellte dient nur der Fantasie und der Selbstbefriedigung. Diese Gruppe kann mit dem Exotischen, das fremd und schwerer zugänglich ist, mehr anfangen."

Einer anderen Gruppe bedeute Pornografie mehr: "Manche Menschen möchten auch einen Bezug zur Realität." Dieser Bezug könne über die Ethnie und die Sprache geschaffen werden. "Einer Person, die einem ähnlich sieht und welche die gleiche Sprache spricht, fühlt man sich nahe. Frei nach dem Motto: Gleich und gleich gesellt sich gerne", sagt Renn.

Manche Zuschauer dürften aber noch weiter gehen. Zu den Suchbegriffen, die 2017 die größten Zuwachsraten im Vergleich zu 2016 verzeichneten, findet sich auf Platz vier die "deutsche Nachbarin". 211 Prozent häufiger wurde 2017 nach ihr gesucht.