Wien. Neue Formate, neue Standorte, neue Spiele: Das Geschäft mit dem "Escape Room" boomt. Dabei lässt man sich als Gruppe in einen Raum sperren, um sich dann in Sherlock-Holmes-Manier an Rätseln zu probieren. Werden sie gelöst, offenbart sich der Weg aus dem Zimmer. Durch ein Unglück in Polen, bei dem fünf Mädchen in einem solchen Raum bei lebendigem Leibe verbrannten, erlitt die Branche zwar einen Rückschlag. Dennoch floriert das Geschäft, neue Anbieter drängen auf den Markt, während Pioniere expandieren. So auch in Wien, wo das Angebot beständig wächst.
Diesen "Escape-Room"-Boom will sich auch ein anderes Genre zunutze machen: Virtual Reality (VR). Mithilfe einer Bildschirm-Brille und Kopfhörern wird der Spieler in eine computergeschaffene, virtuelle Welt versetzt. Die getätigten Bewegungen werden von der Figur, die man in dieser Welt steuert, übernommen. Bisher hatten es VR-Spiele aber schwer, am Markt zu bestehen: Es mangelt an Blockbuster-Spielen für das teure Equipment - mehrere hundert Euro müssen für ein VR-Set berappt werden. Zudem ist die Steuerung bei den actionlastigen Titeln vielfach noch etwas holprig und gekünstelt.

Doch für ein Escape-Room-Spiel scheint VR ideal zu sein, wie das gerade erschiene "Huxley 2" beweist. Es wurde vom Berliner Joint-Venture "Exit VR" entwickelt und kann in Wien in einer ehemaligen Pizzeria in Fünfhaus (Hütteldorfer Straße 22, Ecke Costagasse) gespielt werden. Sie wurde zu einem VR-Treffpunkt umgebaut, der nun "Virtual Reality Vienna" heißt. Drei Räume stehen den Spielenden zur Verfügung.
Gute Raumaufteilung
Die Zimmer dienen als Abgrenzung für die virtuelle Welt: Sie entsprechen in etwa dem Areal, in dem man sich auch in der virtuellen Welt bewegen kann. Dadurch wird das - in anderen VR-Spielen vorkommende - lästige Teleportieren durch Landschaft und gelegentliche Gegen-die Wand-Laufen vermieden.
Zu Beginn wählt man seinen Avatar aus. Zwei männliche und zwei weibliche Charaktere stehen zur Auswahl. Hinzu kommen Personalisierungen wie etwa unterschiedliche Hüte, die man sich aufsetzen kann.
Dann geht es auch schon los. "Huxley 2" spielt vor den Ereignissen des ersten Teils, in dem der Spieler die Welt von der Herrschaft der Maschinen befreien musste. Im Nachfolger werden nun die Hintergründe erklärt. Die Handlung ist eher belanglos, steht aber auch im Hintergrund. Beeindruckend ist hingegen die Spielwelt, die von Jules Verne und Steampunk - ein Kunstgenre, in dem futuristische und Retro-Elemente verbunden werden - inspiriert ist. Die detailreiche Grafik sorgt dafür, dass man sich tatsächlich wie in einer Parallelwelt fühlt. Zudem lassen sich die Figuren leicht und flüssig steuern.
Gleich in der Eingangssequenz wird aus den Vollen geschöpft: Ein Lift führt den Spieler zu einer Aussichtsplattform. Dort gerät er in ein Unwetter. Ein Sturm tobt, die Regenmassen stürzen hinab, als aus dem Nichts ein Luftschiff herbeieilt. Im Schiff angelangt, geht es mit dem Rätselraten los: Wie lässt sich der Motor wieder in Gang bringen, wohin muss gesteuert werden? Ein Moderator, der die Spieler in einem Nebenzimmer am Monitor beobachtet, hilft, wenn man einmal nicht weiterkommt.
Der Schluss mündet aber in einer kanonenschießenden Orgie. Laut den Entwicklern wurde die Ballerei extra für den amerikanischen Markt eingebaut, der offenbar einen größeren Fokus auf derartige VR-Scharmützel legt.
Geringer Wiederspielwert
Der Wiederspielwert ist denkbar gering. Außer natürlich, wenn die Mission nicht in der vorgegebenen Zeit geschafft wurde. Hat man alle Rätsel gelöst, ist ein nochmaliges Spielen nur etwas für Bestzeitjäger - und Menschen mit ausreichend großem Portemonnaie. Denn wie alle VR-Spiele ist auch "Huxley" eher im oberen Preissegment angesiedelt. Eine Stunde (15 Minuten Einschulung, 44 Minuten Spielzeit) kostet für zwei Spieler insgesamt 75 Euro, vier Spieler zahlen 105 Euro.