Wien. (dab) Dass eine kleine, politische Anspielung in der Videospielbranche gewaltige Wellen schlagen kann, beweist der taiwanesische Horrortitel "Devotion". Nicht nur hat er für einen Aufruhr chinesischer Spieler gesorgt, auch ein Herausgeber von Videospielen ist wegen des im Februar 2019 erschienen Titels in eine missliche Lage geraten.

Angefangen hatte alles mit einer Botschaft, die der taiwanesische Entwickler "Red Candle Games" in "Devotion" versteckt hatte. In einer Schriftrolle konnten Spieler chinesische Schriftzeichen entdecken. "Xi Jinping/Pu der Bär", hieß es da. Daneben befinden sich Zeichen, die so viel wie "Du bist ein Idiot" bedeuten.

Damit nehmen die Taiwanesen offensichtlich auf im Internet kursierende Bilder Bezug, die den chinesischen Präsidenten mit dem begriffsstutzigen Disney-Charakter vergleichen. Die Bilder sind seit 2013 im Umlauf und vor allem in China populär.

Längst sind die chinesischen Zensoren daher auf den Plan getreten, um den spöttischen Vergleich verschwinden zu lassen. Sogar der neue Winnie Puuh-Film "Christopher Robin" wurde im August 2018 in China verboten.

Geschäftslizenz entzogen

Chinesische Spieler entdeckten in "Devotion" alsbald die versteckte Botschaft. Das Spiel erhielt massenweise negative Bewertungen auf der Vertriebsplattform Steam. "Red Candle Games" entschuldigte sich umgehend. Das Material sei unabsichtlich im fertigen Spiel gelandet, so der Entwickler. Er zog "Devotion" von Steam zurück, um es intern zu überprüfen. Bis heute ist es nicht wieder veröffentlicht worden.

Chinesische Studios, die mit "Red Candle Games" zusammenarbeiteten, trennten und distanzierten sich schnellmöglichst von den Taiwanesen. Dem chinesischen Herausgeber des Spiels, Indievent, wurde von Chinas Behörden nun jedoch die Geschäftslizenz entzogen, berichtete das Branchenmagazin "PCGamesN". Das Unternehmen habe gegen "relevante" Gesetze verstoßen, heißt es in der Entscheidung. Der "Devotion"-Vorfall wird hingegen nicht explizit erwähnt. Das Studio steht nun vor dem Bankrott.

Bei Entwicklern aus der Region sorge dieser Schritt für Unruhe, schreibt "PCGamesN". Denn taiwanesische Studios sind finanziell vielfach von ihren chinesischen Partnern abhängig. Sollte Peking weiterhin hart durchgreifen, könnte dies Unternehmen in Taiwan ruinieren. Bereits jetzt müssen sich sämtliche Entwickler, die ihr Spiel in China veröffentlichen wollen, der strengen Zensur beugen.