Wien. Auf dem fiktiven Kontinent Balamb lernt man in der Schule nicht fürs Leben, sondern für den Tod. In den dortigen Eliteinternaten, sogenannten "Gardens", werden junge Menschen zu Söldnern ausgebildet, die sich für das beste Angebot in politische Konflikte auf der ganzen Welt einmischen. Statt Mathematik und Deutsch stehen Meucheln, Taktik und Nahkampf auf dem Stundenplan.

Schwarze Balken am Bildschirmrand gibt es auch in der Neuauflage. - © Screenshot/Square Enix
Schwarze Balken am Bildschirmrand gibt es auch in der Neuauflage. - © Screenshot/Square Enix

Hier setzt die Story von "Final Fantasy 8" an und erzählt den Werdegang des jungen Söldners und Gunblade-Kämpfers (bei dieser Waffe handelt es sich übrigens um eine testosteronschwangere Mischung aus Schwert und Revolver) Squall Leonhart.

Ein Attentat auf eine Botschafterin, die sich als machthungrige Hexe entpuppt, entwickelt sich für ihn und seine Mitschüler dabei zu einer welt- und zeitumspannenden Odyssee. Square Enix ließ den Fantasy-Rollenspiel-Klassiker von 1999 jetzt als Remastered Edition neu auflegen.

Um Erwartungen vorab zu dämpfen: "Remaster" darf nicht mit "Remake" verwechselt werden. Spieler erwartet also keine generalüberholte Neuauflage, wie sie dem siebten Teil der Final-Fantasy-Reihe für 2020 beschert wird oder was bereits anderen Playstation-Klassikern wie "Resident Evil 2" zu einer digitalen Frischzellenkur inklusive modernerem Gameplay verhalf.

Abkehr vom klassischen Kampfsystem

Für Fans bedeutet das einerseits, dass der Charme des Originals erhalten bleibt. Andererseits bedeutet das auch: 4:3-Auflösung mit schwarzen Balken am Bildschirmrand, schwammige Steuerung, der immer noch großartige, nichtsdestotrotz nach wie vor Keyboard-generierte Soundtrack, leicht aufpolierte, aber immer noch sehr eckige Charaktermodelle und das plastikhafte Flair der vorgerenderten Zwischensequenzen.

Das Kampfsystem von "Final Fantasy 8" weicht von vielen damaligen Markenzeichen der Reihe ab. Beispielwiese wird auf die klassischen Fähigkeitsbäume der Charaktere verzichtet. Kernelement sind stattdessen die sogenannten "Guardian Forces", kurz G.F., die mit den Spielfiguren gekoppelt werden. Diese leveln mit den Helden mit und erlernen neue Fähigkeiten.

Auch Zauber werden an Fähigkeiten gekoppelt und bewirken Statusveränderungen wie Resistenzen gegen gewisse Elemente bis hin zu Heilung bei Elementarangriffen. Natürlich können sie auch als Waffe verwendet werden. Zauber sind aber nicht erlernbar, sie müssen gezogen werden, bevor man sie einsetzt. Das geschieht größtenteils in Kämpfen oder an gewissen Stellen im Spiel. Da Zauber auch gelagert werden müssen, reicht einmal ziehen hier nicht. Die Mechanik hat also nicht zu Unrecht bei Fans den Ruf, zermürbend, nervtötend und ein Schwachpunkt des Spiels zu sein.

Für Spieler mit geringer Frustrationsschwelle, die trotzdem unbedingt "Final Fantasy" spielen möchten, gibt es aber Lichtblicke.

Mit "Cheats" das
Spielprinzip aushebeln

Wie bei der Online-Veröffentlichung des PS-Originals von "Final Fantasy 7" kommt auch "Final Fantasy 8" mit drei Funktionen, die als Spielhilfe gedacht sind. Beispielsweise laufen Kämpfe auf Knopfdruck dreimal schneller ab oder können Zufallskämpfe komplett ausgeschalten werden. Das erleichtert und beschleunigt das Trainieren und Aufleveln oder hilft, in brenzligen Situationen ohne Kämpfe aus einem Dungeon zu fliehen. Auch das Ziehen von Zaubern wird so beschleunigt, das Prinzip bleibt aber ermüdend.

Schon in "Final Fantasy 7" waren die Hilfsmechaniken bei Spielern umstritten - für die einen eine Erleichterung, für die anderen eine Verwässerung des Spielerlebnisses. Besonders heftige Kontroversen löste der sogenannte "Battle Boost" aus - und das aus gutem Grund. Charaktere greifen auf Knopfdruck viel häufiger an und jeglicher Schaden wird augenblicklich geheilt. Selbst wenn die Mechanik nicht durchgängig verwendet, sondern nur kurz während eines Kampfes aktiviert wird, kann man sich so immer noch eine Komplettheilung erschleichen.

Der "Battle Boost" mag als Hilfe für Spieler gedacht sein, die nicht mit dem Schwierigkeitsgrad zurechtkommen, an kniffligen Stellen feststecken oder nur die Geschichte von "Final Fantasy 8" genießen wollen. Trotzdem wird mit einer einzigen Eingabe die komplette Kampfmechanik aus den Angeln gehebelt, indem sie beinahe unbesiegbar macht.

Bei aktiviertem "Battle Boost" ist man schnell versucht, jegliche Strategie aus dem Fenster zu werfen. Gegner, die eigentlich viel zu stark für die Gruppe wären, verkommen zu einer Farce und können durch minutenlanges Gedrückthalten der Aktionstaste in Grund und Boden geschnetzelt werden.

"Final Fantasy 8 Remastered" ist unterm Strich mehr als Update denn als Neuauflage des Klassikers zu sehen. Trotz Hilfsmechaniken dürfen Spieler aber nicht vergessen, worauf sie sich einlassen.

Das Testmuster wurde der "Wiener Zeitung" vom Entwickler zur Verfügung gestellt.