Um es den Kunden schmackhaft zu machen, sprechen die Hersteller auch von den Vorteilen für die Spieler - man müsse keine teure Hardware kaufen, hat Zugriff auf die aktuellsten Spiele und sei flexibel. Und all das ist natürlich innovativ. Es gibt kaum eine Branche, die sich per Selbstdefinition für so innovativ hält wie die Spieleindustrie. Die Superlative der letzten Jahre, was Umsätze, Kosten für Produktionen und den weltweit wachsenden Markt betrifft, überschlugen sich regelrecht. Wenn man sich den Markt genauer ansieht, dann erkennt man relativ rasch, dass nicht die neuen kreativen Spiele, sondern die stete Wiederholung bekannter Titel einen wesentlichen Platz in den Ranglisten einnimmt. Wenn die durchtrainierten Waden der Fußballer ebenso realistisch wirken wie deren Haare, dann weiß man, es muss wieder eine neue Konsolengeneration oder noch leistungsfähigere Grafikkarten geben.

8-bit-Grafikfeuerwerke

Ein paar Fragen bleiben - was bedeutet es für die Spieler, wenn es keine physischen Datenträger mehr gibt? Wenn Spiele stets in der "Wolke" liegen und wenn es keine einheitlichen Standards gibt, muss man dann für unendlich viele Plattformen monatliche Abogebühren zahlen? Wird man viele Titel nur mehr exklusiv bekommen? Die verspielten Kinder der Achtziger erkennt man heutzutage an der umfassenden Kenntnis über Speichermedien. Wer mit Spielkonsolen aufgewachsen ist, der weiß, wie man von einer Datasette zur Videospielcartridge (Modul) umgestiegen ist, wie aus großen, schwarzen, weichen (Floppy-)Disketten langsam, aber sicher kleine schwarze und härtere wurden. Um dann irgendwann bei runden, glänzenden Scheiben zu landen. Viele haben noch alte Röhrenfernseher aufgehoben, um ihre Originalkonsolen hin und wieder auszupacken und sich an 8-bit-Grafikfeuerwerken zu erfreuen. Die Jäger und Sammler der Spiele auf Datenträgern müssen akzeptieren, dass es die Anbieter sind, die entscheiden werden, welche Spiele man spielen kann und wann. Sie sind die neuen "Bewahrer des digitalen Erbes" und müssen sich der Herausforderung stellen, wie man ein Kulturerbe, das nicht auf physischen Datenträgern existiert, sinnvoll für nachfolgende Generationen speichern kann und ob man das will.

Wie viel wurde schon vom Ende Nintendos oder jenem der Spiele-PCs geschrieben. Doch gibt es sie immer noch. Wenn es nun heißt, das Ende der Spielkonsolen ist eingeläutet, so muss man dies mit Vorsicht genießen. Die neuen Endgeräte werden 2020 erscheinen und dann auch noch einige Jahre am Markt sein. Sollte sich das Schicksal Segas nicht wiederholen, werden die Plattformen als Blickfang vor dem Fernseher also noch einige Zeit existieren. Es scheint aber tatsächlich ein Paradigmenwechsel eingeläutet, aber noch kann kaum jemand abschätzen, wie die Spieler auf die neuen Angebote reagieren.