Das Computerspiel als Kulturgut und dann auch noch förderungswürdig. Darf das sein und wenn ja, in welcher Form und was haben Staaten davon? Eine Frage, die gerade wieder einmal die Gemüter erhitzt. Es wurde nämlich bekannt, dass die britischen Steuerzahler nicht weniger als 44 Millionen Euro in die Produktion eines Computerspiels investiert haben, genauer gesagt nicht irgendeines Computerspiels, sondern Rockstars "Grand Theft Auto 6".

Nach Recherchen der britischen Organisation Tax Watch hat Rockstar Games 2019 in Großbritannien rund 44,15 Millionen Euro als Steuernachlass erhalten und mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit wird mit diesem Geld die Produktion von GTA 6 finanziert. Das Entwicklerstudio verfügt über Niederlassungen unter anderem in London, Lincoln, Yorkshire und Schottland.

Tax Watch hat bereits 2019 aufgedeckt, dass Rockstar Games ab 2009 - dem Jahr, in dem die Arbeit an GTA 5 begonnen haben soll - in Großbritannien keine Unternehmenssteuer bezahlt hat.

Fördergeld, Milliardengewinn
und keine Steuern

Die Kritik stößt sich nun daran, dass das 2013 veröffentlichte Spiel ein riesiger wirtschaftlicher Erfolg war und leitende Angestellte von Rockstar Games weltweit zwischen 2009 und 2019 rund 3,4 Milliarden US-Dollar an Boni erhalten haben. Tax Watch stört aber nicht nur die Höhe der Mittel, sondern auch, dass die Firma einen relativ großen Anteil (etwa 37 Prozent) der gesamten britischen Fördergelder in diesem Bereich einstreicht.

Außerdem gebe es keinen besonderen kulturellen Bezug zu Großbritannien, da das Spiel in der fiktiven kalifornischen Stadt Los Santos spielt. Rockstar Games erklärte, dass es nur durch das Förderprogramm in der Lage gewesen sei, in Großbritannien "dauerhaft deutlich mehr als tausend hochqualifizierte Stellen" zu schaffen. Auch dadurch sei Großbritannien einer der wichtigsten Standorte für die Spielebranche geworden.

Das Computerspiel als förderungswürdiges Kulturgut genießt in einigen Ländern einen Sonderstatus, so etwa in Frankreich. Hier war der Ansatz eine Förderung der französischen Sprache auch in Games. Aber auch in Polen haben in den letzten Jahren größere Investitionen im Spielebereich stattgefunden.

Vorzeigeland
Kanada

In Deutschland wird seit Jahren intensiv diskutiert. Das Vorzeigebeispiel ist Kanada: Es wurde innerhalb weniger Jahre zu einem "Silicon Valley der Spielebranche". Auch hier haben Steueranreize zur Ansiedelung großer Entwicklerstudios geführt, zu den bekanntesten zählt etwa Ubisoft. Dadurch wurde auch der Zuzug von Fachkräften eingeleitet.

Das Dilemma liegt in den Fragen: Was und wer ist förderungswürdig? Dürfen erfolgreiche Spieletitel nicht mehr gefördert werden oder wurden sie nur erfolgreich, weil sie eine Förderung erhalten haben?

Viele Experten sehen auch ein starkes Ungleichgewicht in der Unterstützung zwischen großen Entwicklerstudios und kleinen, unabhängigen Studios.

Zu guter Letzt gibt es auch noch eine Diskussionen - analog zur Filmbranche - über das Sichtbarmachen und das Bewerben von Regionen und Ländern. Dahinter steckt die Frage, wie man dies am besten abbilden kann. Müssen gewisse Städte vorkommen oder kulturelle Besonderheiten: Wäre also ein Ego-Shooter rund um den Eiffelturm auf französisch förderungswürdiger als ein Pendant des gleichen Studios am Machu Picchu?