Ob es soweit kommen wird und Österreich Ländern wie Südkorea, Schweden, Bulgarien oder Großbritannien folgen wird, ist noch nicht fix. Klar ist jedoch, dass das Thema mittlerweile in der Politik angekommen ist: Im aktuellen Regierungsprogramm findet sich E-Sport in einem eigenen Absatz wieder. Demnach soll im Laufe des Jahres eine Arbeitsgruppe eingerichtet werden, "um den rechtlichen Rahmen hinsichtlich Gemeinnützigkeit und Sport zu klären".
Auch der ESVÖ wird Teil dieser Arbeitsgruppe sein und die Interessen der Vereine vertreten. Der 2007 gegründete Verband sieht sich allgemein als verbindendes Organ zwischen Medien, Politik und seiner Mitglieder sowie als treibende Kraft der heimischen E-Sport-Szene. Als eines von neun Gründungsmitgliedern der International E-Sport Federation (IeSF) repräsentiert er den heimischen E-Sport zudem in der ganzen Welt - und international ist Österreich laut Haselberger aktuell "gut dabei".
Heimische Szene fördern
2020 gilt als Schlüsseljahr. Es ist das dritte Jahr seit Beginn des Booms. Jetzt heiße es umso mehr, heimische Events sowie sich engagierende Akteure zu fördern, um den Aufwind nicht zu verlieren, so Haselberger. Zu den relevantesten E-Sport-Veranstaltungen Österreichs zählen die von A1 veranstaltete E-Sports-League Austria (mit vier Spielen und einem Preisgeld von mehr als 30.000 Euro), die Game City im Wiener Rathaus, die Austragungsort zahlreicher Turniere ist, sowie die Krone.at-E-Bundesliga.
Das Leben als Profi
Die Finalspiele der E-Bundesliga, die als erster offizieller E-Sport-Bewerb eines Sportverbandes in Österreich gilt, finden im Zuge von Live-Events dieses Wochenende, am 1. und 2. Februar in der ehemaligen Ankerbrotfabrik in Wien statt. Besucher sind herzlich willkommen, werden aber gebeten sich auf der Webseite (ebundesliga.at) anzumelden. Angefeuert werden kann vor Ort die heimische "FIFA"-Elite, die um insgesamt 10.000 Euro Preisgeld sowie den Meistertitel der dritten Saison kämpft.
Landesweit verzeichnet der ESVÖ 42.000 angemeldete E-Sportler - doch nur die wenigsten schaffen es wirklich davon leben zu können. Wie der Alltag von echten Berufszockern aussieht und vor welchen Herausforderungen man steht, haben Andrés Torres und Adrian "Wardain" Müry gegenüber der "Wiener Zeitung" verraten. Torres ist beim FC Red Bull Salzburg unter Vertrag, spielt hauptberuflich die Fußballsimulation "FIFA" und vertritt seinen Verein unter anderem bei der E-Bundesliga. Er ist im Gegensatz zu "Wardain" der Meinung, dass nicht jedem eine Karriere im E-Sport offensteht: "So wie nicht jeder Fußballprofi, Starsänger oder Schauspieler werden kann, kann auch nicht jeder E-Sport-Profi werden."
Sprungbrett Österreich
Für Müry, der den Schritt ins Ausland wagte - zunächst im Academy Team von G2, einem der besten "League of Legends"-Teams der Welt, trainierte und nun beim spanischen Verein BCN spielt - zählt vor allem die Motivation: "Grundsätzlich kann jeder, der mit Leidenschaft bei der Sache ist, Profi werden." Beide sind sich aber einig: eine lukrative Laufbahn ist mit harter Arbeit verbunden und nur sehr schwer zu erreichen.