In der Filmbranche sind sie seit Jahrzehnten gang und gäbe, im Gaming-Bereich waren sie bisher hingegen Mangelware: die Sommer-Blockbuster. Vor Steven Spielbergs "Jaws" herrschte in den Kinos in den heißeren Monaten Flaute. Als das im Juni 1975 veröffentlichte Hai-Epos aber zum Kassenschlager wurde, war ein Trend geboren: Studios warfen massentaugliche Filme nun auch im Sommer auf den Markt. Mit anhaltendem Erfolg.
Nicht so die großen Videospielhersteller. Nachdem sie zum Weihnachtsgeschäft und im Frühling ihre Titel herausgebracht haben, meiden sie den Sommer. Erst im Herbst läuft die Gaming-Maschinerie wieder richtig an. Zu groß scheint die Furcht, dass die Hitze das Interesse an Computerspielen dämpft und die millionenschwereren Titel verglühen.
Neue Konsolen
im Winter
Auch heuer sind die Hersteller mehrheitlich auf das letzte Jahresquartal fixiert: Die neuen Spielekonsolen samt den ersten Exklusiv-Titeln wie dem Action-Rollenspiel "Godfall" und "Halo Infinite" sollen noch rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft erscheinen. Das meisterwartete Spiel des Jahres, "Cyberpunk 2077", kommt am 17. September heraus. Weitere fixe Veröffentlichungsdaten sind aufgrund der Corona-Pandemie rar: Es ist aber etwa zu erwarten, dass der Blockbuster "The Last of Us Part II", der Ende Mai hätte erscheinen sollen, nun auch im Herbst in den Handel gelangt.
Zu beobachten ist allerdings, dass die Abneigung gegen Sommer-Veröffentlichungen mittlerweile etwas abzunehmen scheint, vereinzelt versuchen nun auch große Hersteller ihr Glück. Federführend sind hier die "Amazon Game Studios", das Videospiel-Department des US-Giganten.
Das Unternehmen setzt auf zwei Titel. Im Mai macht "Crucible" (PC) den Anfang, ein "Battle-Royal"-Shooter im Science-Fiction-Universum: Zwölf Spieler kämpfen gegeneinander, wer überlebt, gewinnt. Am 25. August folgt das Online-Fantasy-Rollenspiel "New World" (PC). Schauplatz ist die Insel Aeternum, die den USA zu Kolonialzeiten nachempfunden ist. Spieler bauen sich Dörfer und Festungen auf oder erobern feindliche Bastionen.
Ein potenzieller Hit steht mit "Ghost of Tsushima" (26. Juni, PS4) in den Startlöchern. In dem Rollenspiel von "Sucker Punch Productions" verschlägt es den Spieler als letzten Samurai auf die japanische Insel Tsushima, die gerade von Mongolen überrannt wird. Der Fokus liegt auf der Erkundung der Spielwelt und einem ausgefeilten Kampfsystem.
Essen und
schrumpfen
Auch andere Spielehersteller sorgen dafür, dass die Branche im Sommer nicht völlig baden geht. Auf den Spuren von "Jaws" wandelt "Tripwire Interactive" mit "Maneater". In dem Titel schlüpft der Spieler in die Rolle eines Hais und frisst sich durch die US-Ostküste (22. Mai, PS4, Xbox One, PC). Das neue Formel-1-Rennspiel "F1 2020" (PS 4, Xbox One, PC) von "Codemasters" erscheint am 10. Juli.
In "Grounded" (28. Juli, Xbox One, PC) von "Obsidian Entertainment" werden vier Jugendliche auf Insektengröße geschrumpft. Im Spiel, das im Comic-Look gehalten ist, muss man gegen Ameisen, Marienkäfer und Spinnen bestehen und sich dazu im Vorgarten eine Basis aufbauen. Ein Titel für Fans der Postapokalypse steht ebenfalls auf der Liste der Sommer-Veröffentlichungen: Im Rollenspiel "Wastelands 3" (28. August, PS4, Xbox One, PC) von "nXile Entertainment" geht es durch das zerstörte Ödland von Colorado.
Nach "Man of Medan" bringt "Bandai Namco Entertainment" auch einen neuen Teil der "The Dark Pictures Anthology" heraus: "Little Hope" (PS4, Xbox One, PC) wird im Sommer erscheinen, ein genauer Termin steht noch nicht fest. Vier Studenten sitzen in dem Spiel mit ihrem Lehrer in einem mysteriösen Nebel in einer Stadt fest. Sie werden von seltsamen Gestalten gejagt und suchen nach einem Ausweg aus dem Horror. Die Entscheidungen, die der Spieler trifft, wirken sich auf den weiteren Spielverlauf aus, es gibt mehrere mögliche Enden.(dab)