Der alljährliche Hai-Film gehört zu Hollywood wie das Amen ins Gebet. Seit Steven Spielbergs 1975 erschienenem "Jaws" gilt der Fisch als das Monstrum schlechthin. Über die Jahrzehnte ist das filmische Interesse an dem Tier nicht abgeflaut, im Gegenteil: Der Hai findet sich in immer abstruseren Szenarios wieder. Mal wird er in Tornados eingesogen ("Sharknado"), mal wird er mit einem Kraken gekreuzt ("Sharktopus"), mal taucht ein prähistorischer Mega-Hai aus der Meerestiefe auf ("Meg").

In ähnlich seichte Gewässer steuert "Maneater". In dem Videospiel schlüpft der Spieler in die Rolle eines Bullenhaies. Was dabei zu erwarten ist, wird in den ersten Spielminuten deutlich. Im Einführungskapitel frisst man Urlauber auf und wird anschließend vom Haifischjäger "Scaly Pete" gefangen genommen. Der übergewichtige Hinterwäldler macht kurzen Prozess und schlitzt den Hai auf, doch siehe da: Überraschung! Im Bauch des Tiers befindet sich ein Babyhai. Er kann unversehrt entkommen, indem er "Scaly Pete" einen Arm abbeißt.

Der Grundstein für die Geschichte ist gelegt: Der Babyhai muss zum stattlichen Exemplar auswachsen, bis er sich an "Scaly Pete" rächen kann. Im Vordergrund steht dabei vor allem das Fressen. Von der Schildkröte bis zum Wels, vom Krokodil bis zum Menschen: Alles wird vertilgt.

Das ist zunächst eine kurzweilige Blödelei. Durch die Bayous zu schwimmen und die Gegend zu erkunden, ist anfangs unterhaltsam. Dazu passt auch die trashige Inszenierung. Das Spiel nimmt sich selbst nicht sonderlich ernst, die Handlung wird als eine Art "Reality-TV"-Show erzählt: Aus dem Off kommentiert ein Sprecher den Spielfortschritt und lässt - mehr oder minder witzige - Kommentare fallen.

Zumeist wird der Mensch dabei als das wahre Monstrum dargestellt, das die Ozeane verschmutzt und ausbeutet. Die Grafik ist zwar ausbaufähig, die Texturen sind matschig - irgendwie passt das aber auch ins Trash-Format des Spiels.

Motivierend ist für eine Weile auch die Charakterentwicklung. Langsam wächst das Tier vom mickrigen Fischlein zum ansehnlichen Hai. Als Belohnung erhält es dann etwa stärkere Zähne und kann sich durch Gitter beißen, die wiederum Zugang zu neuen Gebieten verschaffen.

Doch der anfängliche Spaß ebbt rasch ab. In kurzer Zeit hat der Spieler alles erlebt, was es in "Maneater" zu erleben gibt. Das liegt vor allem an den unkreativen Aufgaben. "Friss zehn Welse"; "Töte das Monster-Krokodil"; "Zerstöre das Boot"; "Sammle 17 Kisten": Mit derartigen Missionen wird der Spieler überhäuft, Abwechslung gibt es kaum.

Ein teures Häppchen

Das gilt auch für das an "Grand Theft Auto" angelehnte Kopfgeldsystem: Je mehr Menschen der Bullhai frisst, desto mehr zieht er den Zorn von Haifischjägern auf sich. Hat er ein gewisses Level erreicht, wird er von ihnen verfolgt. Eine nette Blödelei, die aber auch wegen des Kampfsystems schnell ermüdet: Meist reicht es, repetitiv auf Knöpfe zu hämmern, um zu gewinnen, zudem ist die Kameraführung oft unübersichtlich. Packende Kämpfe sehen anders aus.

Damit taugt "Maneater" letztlich lediglich als leichtes - und bei einem Preis von rund 40 Euro - teures Häppchen für zwischendurch. Für ein spielerisches Festmahl reicht es angesichts der fehlenden Abwechslung und gar seichten Inszenierung nicht.

Das Testmuster wurde der "Wiener Zeitung" vom Hersteller zur Verfügung gestellt. "Maneater" ist am 22. Mai für PS4, Xbox One und PC erschienen.