Türkisblaues Wasser, weiße Sandstrände und bezaubernde Sonnenuntergänge: Die Szenerie von "Port Royale 4" lässt schnell vergessen, dass es in dem Videospiel ums Arbeiten und knallharte Kalkulieren geht.

Die Wirtschaftssimulation des deutschen Entwicklerstudios "Gaming Minds Studios" führt in die Karibik des 16. und 17. Jahrhunderts. Von einer beschaulichen Kolonie aus startend, muss ein Handelsimperium aufgebaut und eine Kolonialmacht zur Vorherrschaft geführt werden.

Tabak und Alkohol
suchen Absatzmarkt

Der Weg dorthin ist vor allem durch Tüfteln geprägt. Zu Beginn verfügt der Spieler nur über ein überschaubares Vermögen und ein bis drei Schiffe. Die Provinzen der Region und deren Potenzial müssen erst durch Erkundungsfahrten entdeckt werden. So zeigt sich auch, wo ein Mangel oder ein Überfluss an einer Ware herrscht. In Trinidad lässt sich etwa Kaffee en masse kaufen, mit dem in New Orleans ein saftiger Profit gemacht werden kann. In Louisiana lässt sich dafür billig Alkohol ersteigern, der wiederum in anderen Provinzen rares Gut ist.

Mit der Zeit offenbaren sich profitable Handelswege, in die immer mehr Orte und Waren aufgenommen werden können. Aber nicht nur ein gutes Gespür für Angebot und Nachfrage ist bei der Planung nötig. Wer mit seinen Schiffen ständig gegen den Wind segelt, geht unternehmerisch schnell baden. In welche Richtungen und in welchen Gewässern gefahren wird, muss genau beachtet werden. Erst emsiges Probieren und das ständige Optimieren der Routen führen zum Erfolg.

Fließt einmal das Geld, kann in neue Flotten oder in die Kolonien investiert werden. Dort lassen sich Produktionsstätten wie Plantagen oder Fabriken errichten. Dadurch kann die Ware gleich von den eigenen Lagern auf die Flotten verlagert werden und muss nicht mehr teuer von anderen Händlern zugekauft werden. Aber auch Wohngebäude, Kirchen, Gasthäuser, Spitäler und Parks können gebaut werden. Die Orte wachsen so allmählich zu ansehnlichen Städten heran. Das schaltet wiederum neue Gebäude wie größere Werften frei, wodurch sich immer mächtigere Schiffe bauen lassen.

Auch wer seinen Kolonialherren - die vier Mächte sind England, Frankreich, Spanien oder die Niederlande - zufriedenstellt, erhält Vorteile. Werden Aufträge der Vizekönige ausgeführt und etwa speziell benötigte Waren geliefert, erhält der Spieler Ruhmespunkte. Mit diesen kauft man Konzessionen für die Anstellung von Kapitänen oder das Bauen von Spezialgebäuden.

Fokus aufs
Wirtschaften

Gut gelungen ist in "Port Royale 4" die Steuerung. Nahtlos kann zwischen der Städte- und Weltkarte hin- und hergezoomt werden. So lassen sich schnell ein paar Gebäude in einer Stadt errichten, bevor wieder die Seewege inspiziert werden.

Tüftler werden mit dem Spiel ihren Spaß haben: Die Suche nach den perfekten Routen und das Aufbauen der Provinzen treiben an. Spieler, die sich allerdings auch etwas Action versprechen, werden bei "Port Royale 4" nicht fündig. Die Simulation legt ihren Fokus dezidiert auf das Wirtschaften, stellenweise gerät das Spiel dadurch auch etwas gar technisch.

Zwar suchen Kriege und Seuchen die Spielwelt heim. Es gibt rundenbasierte, taktische Seekämpfe, auch als Pirat kann man sich verdingen. Dennoch kann "Port Royale 4" in puncto Abwechslung etwa nicht mit "Patrizier 2" mithalten. Der Klassiker der Wirtschaftssimulationen bietet hier mehr mit seinem Rangsystem, in dem man nach und nach in der Stadthierarchie aufsteigt, seinen vielfältigen Ereignissen und lebendigen Seekämpfen. Solch zusätzlich motivierende Elemente hätten "Port Royale 4" sicherlich auch gutgetan.

Wer über die mangelnde Action hinwegsehen kann und sich ohnehin auf das Wirtschaften und Kalkulieren fokussieren möchte, für den lohnt sich der wirtschaftliche Abstecher in die Karibik.

Das Testmuster wurde der "Wiener Zeitung" vom Hersteller zur Verfügung gestellt. "Port Royale 4" erscheint am 25. September für PC, Playstation 4, Xbox One.