Auf den ersten Blick wirkt "Endzone: A World Apart" wie ein Computerspiel, das man getrost beiseitelegen kann. Das Szenario des Aufbautitels ist ausgelutscht: Nach einer Atomkatastrophe bunkern sich ein paar Menschen ein, 150 Jahre später versuchen sie, die Erde wieder zu besiedeln. Auch die Grafik kann nicht überzeugen. Nach einem Super-GAU ist zwar nicht mit blühend-bunten Märchenlandschaften zu rechnen, aber derart grau und matschig müssten die Texturen dann auch nicht sein.

Doch der Schein trügt. Nach kurzer Zeit in der Postapokalypse zeigt sich, dass in "Endzone" ein gutes Aufbauspiel steckt. Und noch dazu eines, das den Spieler ordentlich motivieren kann. Das liegt vor allem an der Spielmechanik, die stets zu neuen Grübeleien anregt.

Erstes Leben,
erste Probleme

Zunächst ist die Situation ja noch überschaubar. Im "Überlebensmodus" startet der Spieler mit ein paar Ressourcen wie Schrott und Holz, einer Handvoll Siedler und einem abgewrackten Kleinbus, der als Startbasis dient. Was braucht der Mensch? Wasser und Nahrung.

Also werden ein paar Siedler zum Wasser holen und Beeren sammeln geschickt, ein Brunnen, eine Zisterne und eine Jagdhütte werden gebaut. Als Draufgabe gibt es noch ein Haus. Das sieht zwar nicht sonderlich schick aus, bietet aber doch mehr Privatsphäre zur Fortpflanzung als der verwahrloste Bus.

Mit dem ersten Leben in der postapokalyptischen Welt ziehen aber auch die ersten Probleme ein. 150 Jahre nach der Katastrophe ist die Erde weiterhin verstrahlt. Essen und Wasser müssen dekontaminiert werden, die Siedler brauchen Schutzmasken und Strahlenanzüge. Für all das werden aber wiederum Stoff, Kohle und Plastik benötigt, für die Kohleproduktion wiederum Holz. Und um Kohle zu produzieren, muss erst einmal eine Köhlerei gebaut werden.

Effektive Liefer- und Produktionsketten sind also das Um und Auf. Der Spieler muss sich genau überlegen, wann er welche Gebäude errichtet, wo er sie errichtet und vor allem, wie viele Arbeitskräfte er dafür einteilt. Denn die Zahl der Siedler ist begrenzt, nur gemächlich vermehren sie sich zunächst fort. Bis deren Kinder einmal erwachsen und einsatzbereit sind, vergeht auch einige Zeit. Es muss daher genau darauf geachtet werden, wie viele Wasserträger, Jäger, Sammler, Holzfäller, Schneider und Baumeister eingesetzt werden. Wird das Personal falsch gewichtet, ist schnell einmal der Fortbestand der Siedlung gefährdet.

Noch dazu, weil "Endzone" mit allerlei netten Überraschungen aufwartet. Eine Dürre trocknet den nahe gelegenen See und die Plantagen aus, ein Sandsturm beschädigt die gerade erst gebaute Schneiderei. Eine Krankheit rafft die wichtigen Brunnenwarte dahin, wenn nicht rechtzeitig ein Spital gebaut wird.

Ist erst die Grundversorgung sichergestellt, geht es erst so richtig los. Schulen und Forschungseinrichtungen müssen gebaut, die Stromversorgung muss sichergestellt werden. Gleichzeitig kann es nun passieren, dass sich die Siedler zu schnell fortpflanzen und damit wieder Nahrung und Wasser auszugehen drohen.

Das kann man zwar mit einem Dekret zur Geburtenkontrolle ändern. Das führt aber wiederum zur Verärgerung der Siedler. So dreht sich "Endzone: A World Apart" immer weiter und löst beim Spieler eine richtige Aufbauwut aus.

Musikalische
Einöde

Schwachpunkt des Spiels bleibt die Grafik. Zwischen "Endzone" und dem wunderschönen Blockbuster-Aufbauspiel "Anno 1800" liegen natürlich auch aufgrund der unterschiedlich hohen Entwicklungskosten Welten.

Hie und da eine liebevolle Animation oder mehr Detailreichtum hätte "Endzone" aber doch deutlich aufgewertet. Und auch bei der Musik wäre etwas mehr Vielfalt wünschenswert gewesen: Die einzelnen Stücke sind stimmig und schön, aber wiederholen sich zu oft.

Das Testmuster wurde der "Wiener Zeitung" vom Hersteller zur Verfügung gestellt. "Endzone: A World Apart" erschien am 18. März 2021 für den PC.