Sind diese Spiele sexistisch? Oder einfach nur seichte Blödeleien? Die Meinungen zu den Videospielen "Super Seducer" und "Super Seducer 2" gingen weit auseinander. In dem Titel geht es darum, in diversen Szenarien Frauen aufzureißen. Dazu muss der Spieler in von Schauspielern gespielten Sequenzen die "richtige" Antwortmöglichkeit wählen. Die Gaming-Gemeinschaft reagierte, vor allem aufgrund der oft bizarren Szenarien, mit Spott: Die Schmähvideos des YouTube-Bloggers "videogamedunkey" zu "Super Seducer" wurden etwa knapp fünf Millionen Mal angeschaut.

Der neueste Teil der Reihe sorgt aber nun für ganz andere Diskussionen. Die marktdominierende Videospiel-Vertriebsplattform Steam, auf der die zwei ersten Teile der Reihe erschienen sind, weigert sich, "Super Seducer 3" zu veröffentlichen.

Auch Kritiker brechen eine Lanze für das Spiel

Begründet wird dieser Schritt nicht damit, dass das Spiel sexistisch sei. Der Grund ist laut dem Unternehmen Valve, dem Betreiber von Steam, vielmehr, dass in dem Spiel "echte Menschen auf nicht jugendfreie Art" zu sehen seien. Und das sei auf Steam nun einmal verboten. Das Argument bezieht sich wohl auf die zahlreichen leicht bekleideten Frauen, die in Trailern zu "Super Seducer 3" zu sehen sind.

Richard La Ruina, der Entwickler von "Super Seducer 3", kritisierte auf der Nachrichtenplattform Twitter die Entscheidung. Man habe sich an die Richtlinien von Valve gehalten und dem Unternehmen auch zensierte Versionen übermittelt, erklärte er. Warum das Spiel dennoch abgelehnt werde, sei ihm unverständlich, schrieb La Ruina.

Mit Sprüchen wie: "Wenn du schon nicht gut kochst, kannst du hoffentlich gut (...)", hat es "Super Seducer" eigentlich ganz nach oben auf die Hassliste vieler Kritiker geschafft. Doch nun machen Solidaritätsbekundungen mit dem Spiel und Zensurvorwürfe gegen Steam auf sozialen Medien die Runde. Sie kommen teils sogar von Gruppen, die das Spiel für chauvinistisch halten. Denn das Verbot an sich stößt vielen sauer auf. Zum einen ist schwer nachvollziehbar, warum blutige Gewalt problemlos von Steam vertrieben wird, während sexuell explizite Szenen verboten sind.

Wobei gerade im Fall von "Super Seducer 3" die beanstandeten Szenen weniger Explizites bieten als so mancher Hollywood-Erotikthriller. Offizieller Grund der Ächtung des Spiels durch Steam ist übrigens, dass "Super Seducer" mit echten Schauspielern gedreht wurde. Hätte es sich um gezeichnete Figuren gehandelt, wäre das Videospiel wohl nicht verbannt worden.

Erst im Dezember hat Steam den Kauf von einigen Spielen mit klar sexuellen Inhalten in Deutschland unterbunden. Diese waren teilweise nicht mehr auffindbar, beziehungsweise haben mehrere Studios berichtet, dass sie ihre Spiele überarbeiten mussten, um nicht von Steam verbannt zu werden. Problematisch sind dabei die offenbar nur schwer nachvollziehbaren Vorgaben.

Vielen Entwicklern ist nicht klar, was für Steam zu freizügig ist und welche Konsequenzen drohen. Hinzu kommt, dass die Regeln jederzeit verändert werden können. Und so berichtet auch Richard La Ruina, dass er ohnedies BH- und Schlüpferszenen verpixelt habe, das für Steam aber nicht genug gewesen sei. Das Angebot, Szenen nach Steams Wünschen zu überarbeiten, sei von Steam mit dem Hinweis quittiert worden, dass man das Spiel jedenfalls nicht erneut evaluieren werde.

Fragwürdige
Videospiele

Zum anderen bietet Steam seinen Kunden aber auch einen eigenen "Adults Only"-Filter, der Sex-Spiele identifiziert und diese nach Eingabe eines Erwachsenenalters freigibt. Derart ließe sich wohl auch eine Lösung für derartige Spiele finden. Noch dazu, wo man über diesen Filter bereits jetzt auf fragwürdige Spiele stößt, wie etwa "My Cute Führer", in dem man mit einem Mädchen mit überdimensionalen sekundären Geschlechtsteilen, das in einer naziähnlichen Uniform steckt, eine Art "Candy Crush" spielen kann.

Für La Ruina und sein Spiel "Super Seducer 3" könnte sich die Debatte aber als Glücksgriff erweisen. Immerhin erhält er durch das Verbot Aufmerksamkeit - und während "Super Seducer 3" nicht erscheinen kann, sind die beiden Vorgängertitel weiterhin auf Steam verfügbar. Zudem hat Ruina angekündigt, neue Vertriebswege zu suchen.(aum/dab)