Ein pelziger Held zieht aus, um nach der Apokalypse in das Schicksal der Welt einzugreifen, die vor dem endgültigen Untergang steht: "Biomutant" ist ein charmantes Spiel, das Kindern, aber auch Erwachsenen vielfältige und gute Unterhaltung bietet, ohne dabei auf allzu hohe Ansprüche zu setzen. Entwickelt wurde der Titel vom schwedischen Studio Experiment 101, Herausgeber ist der Wiener Verleger THQ Nordic.
Ein Spiel muss nicht immer hochphilosophisch sein oder manuell dermaßen anspruchsvoll, dass man sich die Daumen auskegelt, oder so schwer, dass man nach dem 100. missglückten Versuch kurz vor dem Harakiri steht. Manchmal ist es unglaublich befriedigend, ein Spiel zu haben, das man entspannt durchspielen kann. Und genau das bietet "Biomutant".
Die Menschheit hat sich selbst zugrundegerichtet. Der giftige Abfall, der in die Umwelt ausgebracht wurde, hat ihr den Garaus gemacht. Überlebt haben lediglich durch den toxischen Abfall seltsam mutierte Tiere von menschlicher Gestalt. Doch schon droht neues Ungemach: Sogenannte Weltenfresser sind dabei, den Baum des Lebens zu zerstören, was das endgültige Aus für die Erde bedeuten würde. In dieser Welt zieht unser in Kampfkunst unterwiesener Held aus, das Schicksal der Erde zu entscheiden.
Die namentlich nicht näher genannte Hauptfigur wird zu Beginn nach eigenem Wunsch erstellt: Es kann beispielsweise ein Waschbär sein, ein Panda oder sonst ein Tier. Eigenschaften wie Stärke, Beweglichkeit, Charisma oder Intellekt sind ebenfalls einstellbar. Und dann geht es auch schon los: Es wird gekämpft, mit Herrschern, Händlern und Hungerleidern gesprochen und verhandelt, Rätsel müssen gelöst und Ressourcen gefunden werden. Mit Letzteren kann man in einem facettenreichen System Waffen und Rüstungen anfertigen oder verbessern. Dabei ist man bei "Biomutant" seines eigenen Glückes Schmied. Denn das Spiel bietet die Freiheit, nach eigenem Behagen Schwierigkeit und Länge zu bestimmen. Zum Beispiel bei den Kämpfen. Wer ein wenig herumexperimentiert, wird schon bald eine Waffen- und Strategiekombination finden, mit der auch der größte Bosskampf mit der einfachsten Ausrüstung locker gewonnen werden kann. Wer es anspruchsvoller haben will, kann darauf verzichten, die erkannten Schwachstellen auszunützen. Für Kinder und Unerfahrene bleibt das Ganze hingegen angenehm schaffbar.
Oder das Beispiel feindlicher Festungen, die im Laufe des Spiels eingenommen werden müssen. Für Spieler, denen diese repetitive Aufgabe zu langweilig wird, gibt es einen Ausweg. Teilweise hat man nämlich noch vor dem Kampf die Wahl, eine Kapitulation anzunehmen, lediglich gegen den schwersten Gegenspieler anzutreten oder sich trotz allem gegen alle Gegner der Festung durchzukämpfen.
An manchen Stellen übertreibt es "Biomutant" aber mit der Einfachheit. Etwa bei den Rätseln. Die sind meist auf einem Schwierigkeitsniveau für Dreijährige. Schafft man die Lösung trotzdem nicht, kann man es ohne jegliche Konsequenz einfach wieder und wieder probieren, bis man den Dreh heraushat. Primär für Kinder sind auch die Unterhaltungen mit den unterschiedlichen Personen der Spielwelt. Sie sind eher einfach gehalten und finden in Fantasiesprachen statt, die von einem einzigen Erzähler übersetzt werden.
Daneben finden sich laufend mahnende Hinweise auf die rücksichtslose Verpestung der Umwelt, die das Ende der Menschheit gebracht hat. Für Kinder sind sie lehrreich, während sie Erwachsene nachsichtig und zustimmend verfolgen werden.
Zudem gibt es auch noch einen moralischen Kompass im Spiel. Man kann man sich entscheiden, ein guter oder ein böser Held zu sein. Laufend zu treffende Entscheidungen verstärken den bösen oder guten Charakter, was sich auf die möglichen Fähigkeiten, letztlich aber auch auf das Ende des Spiels auswirkt.
Für Groß und Klein auf jeden Fall beeindruckend ist die fantastische offene Landschaft die "Biomutant" bietet. Müsste man das Spiel mit einem Getränk vergleichen, wäre es wohl ein Himbeerwasser: süß, unkompliziert, effektiv und kindergerecht.