Die Idylle ist furchteinflößend: Ein verträumtes Dorf in Colorado mit allem Kitsch, den man sich nur wünschen kann. Am Fuße eines mit Schnee angezuckerten Berges liegt Haven. Ein Fluss, eine blumengeschmückte Brücke, romantische Landhäuschen, dazu zuckersüße Dörfler, die aber progressiv genug sind, sogar ein angesagtes Plattengeschäft in ihrer Gemeinde zu haben. Genau so beginnen fürchterliche Horrorfilme. Dass die Idylle zu schön ist, um wahr zu sein, sieht man gleich zu Beginn von "Life is Strange: True Colors", wenn sogar das Damwild vor den Haustüren grast.

Die "Life is Strange"-Reihe besticht seit jeher durch ausgezeichnete Erzählungen und "True Colors" ist da keine Ausnahme. Die geschichtenbasierten Werke spielen sich so, als würde man ein gutes Buch lesen. In "True Colors" schlüpft man in die Rolle des empathischen Mädchens Alex, das von der Jugendfürsorge ins Leben entlassen wird. Man zieht zu Bruder Gabe, den man seit Jahren nicht mehr gesehen hat, in das idyllische Haven. Alles ist wunderbar auf Schiene. Doch schon bald werfen schreckliche Ereignisse Alex aus der Bahn.

Neben hervorragender Grafik und stimmungsvoller Musik räumt das Spiel auch noch Themen wie Depression und Einsamkeit ab. Wenn es einen guten Tipp gibt, dann jenen, sich im Vorfeld möglichst wenig über den Inhalt des Spiels zu informieren. Denn "True Colors" lebt von den eigenen folgenschweren Entscheidungen. Und bei circa 20 Stunden Spielspaß sollte man die Zeit nicht unnötig verkürzen.(aum)

"Life is Strange: True Colors" ist für PC, Playstation und Xbox erschienen. Das Testmuster wurde der "Wiener Zeitung" vom Hersteller zur Verfügung gestellt.