Sony schießt gerade aus allen Kanälen: Mit der "Legacy of Thieves Collection" sind die beiden letzten Teile der erfolgreichen Videospielserie "Uncharted" ("A Thief‘s End" und "The Lost Legacy") neu aufpoliert auf den Markt gekommen. Gleichzeitig läuft das Actionspektakel "Uncharted" mit Stars aus Hollywood wie Marc Wahlberg oder Antonio Banderas in den Kinos (die "Wiener Zeitung" berichtete). Es ist ein neuer Höhepunkt der Verwebung von Film und Videospielen.
Diese Symbiose funktionierte ursprünglich nur in eine Richtung gut: Bei Spielen, die mit filmischen Zwischensequenzen aufwarteten, sowie Titeln, die auf Basis von Film-Franchises wie Batman, James Bond oder Star Wars entwickelt wurden. Umgekehrt bekamen Videospiel-Verfilmungen wie Doom (mit Dwayne Johnson) und Far Cry (Til Schweiger) trotz populärer Besetzung oft negative Kritiken.

Nach und nach ging die Durchlässigkeit auch in die andere Richtung. Die Verfilmungen von "Tomb Raider" mit Angelina Jolie und Alicia Vikander ernteten zwar keine Lobeshymnen von der Kritik, waren aber erfolgreich. Auch "Uncharted" dürfte in diese Richtung gehen: Für filmische Auszeichnungen wird es wohl nicht reichen, doch der kommerzielle Erfolg im Stil anderer Action-Filme wie etwa "Mission: Impossible" zeichnet sich ab.
Samurai-Epos und
Space-Western
Dabei ist "Uncharted" erst der Auftakt einer Serie kommender Videospielverfilmungen, von denen einige vielversprechend sind. Da wäre "Ghost of Tsushima". Das Videospiel gehörte zum Besten, das 2020 auf den Markt kam. Das nicht zuletzt wegen seiner Geschichte rund um die Mongoleninvasion in Japan. Bereits nächstes Jahr will der Regisseur des Schlächterepos "John Wick", Chad Stahelski, die Samurais über die Kinoleinwände schicken.
Prominenz mit an Bord hat das Kriegsspiel "The Division". Immerhin stammt es vom Erfolgsautor Tom Clancy, von dem Bücher bereits mit großem Erfolg verfilmt wurden ("Jagd auf Roter Oktober", "Stunde der Patrioten"). Auch die Verfilmung von Schießspielen "Call of Duty" und dem Space-Western "Borderlands" ist angelaufen.
Hollywood hat umgekehrt aber auch längst seine Spuren in der Gaming-Branche hinterlassen. Spiele werden immer spektakulärer, aufwendiger und filmreifer - und auch für Hollywoodstars interessant. Keanu Reeves ("Matrix", "John Wick") übernahm im Science-Fiction-Spiel "Cyberpunk 2077" die Rolle von Johnny Silverhand. In "Death Stranding" zeigten sich gleich mehrere Hochkaräter wie Norman Reedus ("The Walking Dead") und Mads Mikkelsen ("James Bond 007: Casino Royale"). Jüngstes Beispiel: Im neuen "Far Cry 6" gab "Breaking Bad"-Bösewicht Giancarlo Esposito den Diktator einer Karibikinsel.
Mehr Budget und
bessere Technik
Möglich machen das die deutlich gestiegenen Produktionskosten von Videospielen. Das Budget von "Cyberpunk 2077" lag laut einem Bericht von "GamesWirtschaft" jenseits von 250 Millionen Euro. Da lässt sich schon einmal ein Hollywood-Star engagieren. Weiters werden die technischen Möglichkeiten bei Computerspielen immer ausgereifter. Dank Motion Capture können Schauspieler detailgetreu in einen Film oder eben ein Videospiel integriert werden. Jede Bewegung wird per Sensoren eingefangen und digital übertragen. Dadurch wird jedes Zucken und Blinzeln digital erfasst und im Spiel erkennbar.
Nicht immer müssen dabei weltbekannte Stars eingesetzt werden. Dank Motion Capture können auch mit weniger bekannten Schauspielern erzählerisch starke Spiele geschaffen werden. So wie etwa das Zombie-Überlebensdrama "The Last of Us 2". Bei der Produktion des Spiels wurde ein aufwendiges Studio für Motion Capture aufgebaut. Dadurch ließen sich Zombieattacken, Schleich- und Reitpassagen gleichermaßen realistisch darstellen.
Etwas Besonderes ist die gerade erst erschienene Verfilmung des Spiels "Werewolves within". Der Produzent des Films ist nämlich ident mit dem Verleger des Videospiels und heißt Ubisoft. Der unterhaltsame Low-Budget-Film ist eine Mischung aus Komödie, Horror und Krimi. Ein größeres Publikum dürfte er zwar nicht erreichen, könnte dafür aber ein erster Testballon der Franzosen sein, Spiel und Film zweigleisig zu fahren.
Immerhin hat Ubisoft einen weiteren Coup in der Tasche: Seit einiger Zeit arbeitet man an dem Titel "Skull and Bones". Das lang erwartete Piratenspiel soll von einer gleichnamigen Fernsehserie begleitet werden. Ein weiterer Schritt in Richtung Verwebung und Verschmelzung von Film und Videospielen.(aum/dab)