Ein "Star Wars"-Spiel von Electronic Arts ist ein wenig so wie der Kauf eines VW Golf: Für gutes Geld erhält man ein erwartbar gutes Produkt. Und auch wenn es Montagsautos gibt ("Battlefront II" war für viele so ein Fall), kann man doch davon ausgehen, herausragende Qualität und solide Arbeit zu erhalten, die einem viel Freude bereiten. "Jedi Survivor" ist da keine Ausnahme. Es bietet alles, was man sich von einem Spiel dieser Art nur wünschen darf: Eine spannende Geschichte, greifbare Charaktere, packende Kämpfe, knifflige Rätsel und nicht zuletzt eine große erkundbare Welt. Für Playstation 5, Xbox Series und (Gaming-)PC entwickelt, beeindruckt das Spiel zudem erwartungsgemäß mit einer guten Grafik.

In der Fortsetzung von "Fallen Order" schlüpft man erneut in die Rolle von Cal Kestis. Als einer der wenigen überlebenden Padawans, denen Anakin Skywalker, alias Darth Vader, den Garaus gemacht hat, avancierte er im Verborgenen zum Jedi. Als solcher versucht er, den fast ausgelöschten Ritterorden wieder aufzubauen. In "Jedi Survivor" setzt Cal den Kampf gegen das immer mächtiger werdende Imperium fort. Während er die Rebellion unterstützt, scheint sich die Möglichkeit zu öffnen, für die letzten verbleibenden Jedis einen sicheren Hafen zu etablieren weitab von der Aufmerksamkeit jener, die sie ausrotten wollen.

Um beim Vergleich mit dem VW Golf zu bleiben: Mit "Jedi Survivor" erhält man so etwas wie den Golf GTI - weit besser als die Basisausführung, vom Spitzenmodell R allerdings noch ein Stück entfernt. Und das wird es wohl auch bleiben müssen. Schuld daran ist ausgerechnet ein Umstand, der eigentlich eine große Auszeichnung für das Spiel ist und so etwas wie der Erhebung in den Adelsstand gleichkommt: die Aufnahme in den "Star Wars"-Kanon. Das bedeutet, dass die hier gespielte Geschichte fester Bestandteil des "Star Wars"-Universums ist. So wie ein Luke Skywalker oder ein Cassian Andor.

Keine individuelle Handlung

"Jedi Survivor" spielt sich auch wie ein Film, in dem man selbst der Hauptdarsteller ist. Und da ist der Haken. Zwar gibt es optische Individualisierungsoptionen sowie die Möglichkeit, den Charakter und die Kampffähigkeiten von Cal weiterzuentwickeln, außerdem kann man stellenweise in der Geschichte Entscheidungen treffen. Doch all das hat praktisch keine Auswirkungen auf die Handlung. Das geht auch gar nicht anders. Denn als Bestandteil des Kanons muss die Geschichte um Cal Kestis für alle gleich sein. Man stelle sich nur einen alternativen Handlungsstrang für Luke Skywalker vor, der an der Seite von Darth Vader die Galaxie tyrannisiert.

Doch mit der vorgegebenen Handlung wird Potenzial verschenkt, dass die Cal-Reihe spielemäßig in Sphären von "Mass Effect", "Dragon Age" oder "The Witcher" heben könnte. Diese Überlegung soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass "Jedi Survivor" absolut empfehlenswert ist und für beste Unterhaltung sorgt. Wobei zu erwähnen ist, dass das Spiel von der "Wiener Zeitung" auf der Playstation 5 getestet wurde. Spieler auf dem PC berichteten von Ruckeln und regelmäßigen Abstürzen. EA hat versprochen, dies mit den nächsten Patches zu beheben.