Wien. (dab) In andere Rollen zu schlüpfen, gehört für Clemens Unterreiner zum Alltag. Abends, auf der großen Opernbühne, verwandelt sich der Bariton. Zum extrovertierten Vogelfänger Papageno im bunten Kostüm in der "Zauberflöte" wird er dann etwa. Auch außerhalb des Scheinwerferlichts taucht das Ensemblemitglied der Wiener Staatsoper in andere Welten ein. Im Smartphone-Rätselspiel "The Room" wird er zum Abenteurer, der das mysteriöse "Null-Element" sucht. In sein Handy starrend, werkt Unterreiner herum. Hier und da ein paar Griffe, und schon ist eine Dampfmaschine gebaut. Der Antrieb startet und - voilà! - eine geheime Schatulle öffnet sich.

Gespielt werden kann natürlich nicht immer. Vor der Vorstellung und während den Pausen ist Unterreiner voll konzentriert. Bei den Proben aber geht es lockerer zu, erzählt er. Stundenlang wartet er oft auf seinen Einsatz. Dann schaltet der Sänger ab und spielt, neben "The Room" unter anderem auch "Quizduell". Darin misst er sein Wissen mit anderen Spielern. Manchmal kommt es auch zum Sängerduell. Baritone gegen Soprane, heißt es dann.
Spiele als Hilfsmittel
Bereits als Kind hat Unterreiner erste Erfahrungen mit digitalen Spielen gesammelt. Zwar erlaubte sein Vater ihm keinen eigenen Computer fürs Spielen. Die Eltern der Freunde waren aber weniger streng. Bei seinen Kumpels wurde Unterreiner dann im legendären "Wing Commander" zum Piloten eines Weltraumjägers, der Aliens abschoss. Stundenlang verlor er sich mit seinen Freunden im All.
Die Technik der Spiele fasziniert ihn damals wie heute. So hat er sich eine Playstation 4 samt Lara-Croft-Spiel zugelegt, um auf dem neuesten Stand zu sein. Denn der dicke, fade Sänger, der isoliert im Elfenbeinturm lebt, ist für Unterreiner ein Klischee. Die Spiele sieht er vielmehr als Mittel, die Inspiration bieten: "Auch auf der Bühne geht es darum, in andere Welten einzutauchen."