Gläserne Decke im E-Sport
Spielerinnen wiederum berichten im E-Sport von einer gläsernen Decke. Ab einem gewissen Punkt sei Schluss mit dem Aufstieg - egal, wie gut man ist. Ab dann befinde man sich in männerbündlerischem Sperrgebiet.
Eine, die es geschafft hat, diese Barriere zu überwinden, ist Kim "Geguri" Se-yeon. Sie sorgte dieses Jahr für eine Sensation in der Spielewelt: Als erste Frau spielt sie in der "Overwatch League", einem der größten Gaming-Events der Welt, für die Shanghai Dragons. Ihr Weg dorthin war steinig. Auch sie wurde beschimpft. Sie solle einen plastischen Chirurgen aufsuchen, bekam sie beispielsweise zu hören. "Am Anfang habe ich viel geweint", erklärte sie in einem Fernsehinterview. "Aber ich habe mich mit der Zeit daran gewöhnt." Bei einem Wettbewerb im Jahr 2016 beschuldigten sie ihre Kontrahenten des Schummelns. Sie verwende ein Zielprogramm (Aim-bot), denn die Leistung, die sie an der Maus zeige, sei nicht schaffbar. Schon gar nicht - auch wenn dies unausgesprochen blieb - von einem Mädchen. Geguri trat den Gegenbeweis in einem speziell überwachten Spiel an. Es war sehr wohl möglich.
Stellt sich die schwierige Frage nach einer Strategie, mit der man der Benachteiligung von Frauen in der Spielewelt beikommen kann. Eigene Frauen-Ligen sind dabei immer wieder im Gespräch. Frauen wie Yvonne Scheer wollen diese auf keinen Fall. Schließlich gibt es keinerlei Unterschiede zwischen Männern und Frauen, die diese Trennung rechtfertigen würden. Andere wiederum sind überzeugt davon, dass Frauen quasi in einem geschützten Bereich heranwachsen können müssen, ohne durch Beschimpfungen oder gläserne Decken behindert zu werden. Es ist ein Ansatz, der auch im Schach versucht wurde, allerdings mit wenig Erfolg. "Man kann versuchen, die Leute umzuerziehen", sagt Yvonne Scheer. "Aber es ist sicherlich besser, die Jungen zu erziehen."