Straßburg. (czar) Fünf Jahre lang soll es noch auf Feldern versprüht werden dürfen. Dann ist Schluss mit der Anwendung von Glyphosat - und für alle Bereiche außerhalb der Landwirtschaft soll das schon jetzt gelten. Das ist zumindest der Wunsch des EU-Parlaments, das ein endgültiges Verbot des umstrittenen Unkrautvernichtungsmittels bis 2022 fordert. Mit einer entsprechenden Resolution wendet sich das in Straßburg tagende Abgeordnetenhaus so gegen Pläne der EU-Kommission, die Zulassung des Herbizids um zehn Jahre zu verlängern. Die jetzige Konzession läuft Mitte Dezember ab.
Nun ist ein Gremium aus Vertretern der Mitgliedstaaten und der Kommission an der Reihe. Am heutigen Mittwoch soll es über die weitere Verwendung von Glyphosat entscheiden. Doch zeichnet sich schon ein Patt ab: Eine Mehrheit für eine Verlängerung der Zulassung wird es möglicherweise nicht geben, und die Kommission wird angesichts der sich häufenden Proteste kaum erneut eine Zehn-Jahres-Frist vorschlagen. Schon ist daher von fünf bis sieben Jahre die Rede.
Der Zwist um das Pflanzengift schwelt schon seit Jahren. In der Landwirtschaft ist es weit verbreitet; es ist der Hauptwirkstoff eines Herbizids, das der Agrarkonzern Monsanto produziert. Doch gibt es den Verdacht, dass das Mittel krebserregend ist. Die EU-Agentur für Lebensmittelsicherheit kam zwar zu dem Schluss, Glyphosat sei unbedenklich. Doch kann dies die Internationale Agentur für Krebsforschung nicht bestätigen. Außerdem ist das Pflanzengift nach Meinung von Umweltschutzorganisationen für das Insektensterben in Europa mitverantwortlich.
Es geht allerdings auch um ein Milliarden-Euro-Geschäft. Daher verteidigte der deutsche Chemiekonzern BASF schon das von Monsanto vertriebene Unkrautvernichtungsmittel. "Die Verteufelung, die in Deutschland passiert, ist abenteuerlich", erklärte BASF-Vorsitzender Kurt Bock laut der Nachrichtenagentur Reuters. "Glyphosat ist ein gutes Produkt und sollte in der EU weiterhin zugelassen werden."
Dahinter könnten Überlegungen im Zusammenhang mit dem BASF-Rivalen Bayer stecken. Dieser will Monsanto für 66 Milliarden Dollar übernehmen. Bayer selbst stellt ein Konkurrenzprodukt mit dem Wirkstoff Glufosinat her, das bei einem Verbot von Glyphosat möglicherweise auf mehr Nachfrage stoßen könnte. Dieses Herbizid wiederum könnte bald zu BASF gehören. Es ist Teil eines Konzernbereichs, den Bayer aus kartellrechtlichen Gründen im Zuge des Monsanto-Deals für knapp sechs Milliarden Euro an BASF verkaufen will.
Kommission in der Kritik
Dass die deutsche Regierung den Rufen aus der Wirtschaft folgt, zeichnet sich jedoch nicht ab. Denn das Landwirtschafts- und das Umweltministerium konnten sich bis zuletzt nicht auf einen Kompromiss zur Anwendung von Glyphosat verständigen. Daher wird sich der deutsche Vertreter in der heutigen Abstimmung im Fachausschuss wohl enthalten.
Österreich hingegen will sich gegen eine Verlängerung der Zulassung für das Pestizid aussprechen. Auch Frankreich und Italien haben ihre ablehnende Haltung bereits kundgetan.
Weil sich die Mitgliedstaaten schon einmal nicht auf das weitere Vorgehen einigen konnten, musste die EU-Kommission handeln. Sie verlängerte im Vorjahr die Konzession für Glyphosat bis Mitte Dezember. Das brachte ihr aber so viel Kritik ein, dass es nun unwahrscheinlich erscheint, dass die Brüsseler Behörde erneut für die EU-Länder entscheidet.
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