
Warum sollte jemand, der ein warmes Bett hat, auf dem Boden schlafen? Die Menschen, die in "Über uns nur der Himmel" auf der Erde ihr Lager aufschlagen, haben - so viel ist klar - kein Zuhause. Wie es sie in die rätselhafte Waldlandschaft verschlagen hat, die die Bühne des Dschungel Wien vorstellt, wird in der Koproduktion mit dem Festival Wien Modern nicht erklärt. Ein wenig Orientierung schafft nur die Erzählung von den Zugvögeln, die die Stadt in den Augen eines kleinen Buben bunter und fröhlicher machen. Diese Metapher verleiht dem Thema Flucht, das in der Musiktheaterproduktion für Menschen ab acht Jahren verhandelt wird, eine positive Konnotation.
Dabei ist keineswegs alles einfach in dieser Welt, wo schon einmal bedrohliche Gestalten im Dunklen für Unruhe sorgen. Die kindlichen Darsteller verfügen jedoch über die Fähigkeit, sich das Fremde spielend vertraut zu machen. Choreografin Sanja Tropp hat die Kinder in eine poetische Bewegungssprache einbezogen, in der sie mit sechs erwachsenen Tänzern mal spielerisch, dann wieder wütend oder fürsorglich in Interaktion treten. Die Begleitung durch das Koehne Quartet bleibt eher im Hintergrund, wobei die kluge Auswahl von Musik eines guten Dutzends zeitgenössischer Komponistinnen und Komponisten von Werner Pirchner bis Angélica Castelló die Stimmung der jeweiligen Szenen prägt.
Die Produktion von Corinne Eckenstein transportiert eine zutiefst hoffnungsvolle Botschaft: Die Solidarität unter Spielkameraden ist stärker als die Angst vor dem Fremden. Wie das Wäscheaufhängen am Schluss suggeriert, haben die Zugvögel schließlich sogar eine Art Heimat gefunden. Ohne Erklärungen durch Erwachsene dürfte sich dem kindlichen Publikum der Zusammenhang mit dem Themenkomplex Flucht und Migration allerdings kaum erschließen.