"O dolci mani": Mit grandiosem Schmelz besang dieser Cavaradossi kurz vor seiner Hinrichtung die zarten Hände der Floria Tosca. Doch bis zu diesem Punkt waren am Montag viele Puccini-Glanzstellen ungenutzt geblieben in der historischen "Tosca"-Regie von Margarete Wallmann.
Gewiss, der italienische Tenor Vittorio Grigolo ist nicht umsonst ein bekannter Name des Verismo. Bei seinem Wien-Debüt als römischer Maler aber blieb er, trotz souveräner Rollengestaltung, einiges an stimmlicher Präsenz schuldig, selbst in Hits wie der "Recondita armonia" oder "E lucevan le stelle" . Und gewiss, die lettische Starsopranistin Kristine Opolais besitzt hochdramatische Qualitäten, die sich im Zuge dieser Geschichte auch berechtigt entfalten dürften, vor allem angesichts des schurkischen Barons Scarpia. Verkörpert von Marco Vratogna, baut der Gegner aber keine Bedrohungskulisse auf; seine Stimme kam kaum hörbar über den Orchestergraben. Opolais forcierte sich als Tosca, flankiert von Ensemble-Mitgliedern wie Clemens Unterreiner (Angelotti) und Wolfgang Bankl (Mesner) durch den Abend, bis hin zu einem wenig erbaulichen "Vissi darte". Dirigent Evelino Pidò legte leider wenig Wert auf die Nuancierungen, was nicht zuletzt für ein schwaches Celloquartett sorgte.
Zum Finale auf der Burg kam seitens der Hauptrollen dann aber der lang erhoffte Wandel, und man nahm Opolais und Grigolo das verzweifelte Ringen um Erlösung ab. Für die Folgevorstellung gibt es viel Luft nach oben.