
Zeitlebens meinte Mozart, wenn er von "seiner" Oper sprach, den "Idomeneo". In der Tradition der französischen Tragédie lyrique stehend und verknüpft mit Elementen der italienischen Oper, zeigt dieses Musikdrama bereits alle Facetten vom späteren Opernschaffen des Salzburgers.
Im Oktober 2014 war das Werk zuletzt an der Wiener Staatsoper zu sehen; an die Premiere der Inszenierung von Kasper Holten reihten sich vier Folgevorstellungen. Nun ist die Geschichte des kretischen Königs, der verzweifelt ankämpft gegen das von ihm selbst dem Gott Neptun versprochene Beschwichtigungsopfer in Gestalt seines Sohnes Idamante, endlich wieder zu erleben.
Tatkräftige Spielfiguren
Das Staatsopernorchester durchdringt die vielen Schichten der Partitur und somit die Innenwelten der Protagonisten unter der leidenschaftlichen Leitung von Tomá Netopil mit großem Engagement. Auch der Einsatz auf der Bühne ist tatkräftig. Die Bilder, die Holten auf der von Mia Stensgaard konzipierten Bühne erzeugt, prägen sich ein. Im weiten Land Seele werden alle zu Spielfiguren ihrer Emotionen. Valentina Nafornita verleiht als Ilia, Tochter des Trojanerkönigs Priamos, mit kraftvoller Süße ihrer Liebe zu Idamante Ausdruck. Rachel Frenkel als schicksalsergebener Sohn gewinnt im Laufe des Abends an Kontur und weiß besonders, die Rezitative mit Leben zu füllen. Bernard Richter kann als Titelfigur mit gut geführtem, hellem Tenor die Bürde des Herrschertums überzeugend darstellen. Irina Lungu, dramatischste Stimme in diesem Beziehungsquartett, stößt als Elettra punktuell an ihre Grenzen. Bleibt noch der mit (allzu) großer Wucht agierende Chor: Hervorgehoben seien die beiden wohltönenden Solistinnen.