Achtung, diese Aufführung geht unter die Gürtellinie, ist ein Angriff auf den guten Geschmack. Der schwedische Theaterberserker Markus Öhrn hat im Verbund mit Extremperformerin Florentina Holzinger eine dreiteilige Reihe mit dem Titel "3 Episodes of Life" zum Thema #Metoo entworfen. "Episode 1", die nun im Rahmen der Wiener Festwochen im Studio Molière uraufgeführt wurde, verhandelt das Casting. Eine neue Tänzerin soll in die fiktive Tanzgruppe "Inanna" aufgenommen werden. Das Vortanzen gerät zu einem pervertierten Initiationsritus, in dessen Verlauf sich die vier Tänzerinnen komplett entkleiden und auf eine Weise bewegen, die mehr mit Youporn als mit Contemporary Dance zu tun hat. Angestiftet vom fingierten Choreografen Julius Jantunen besudeln sie einander mit Sperma, Exkrementen und Menstruationsblut. Eine Schlammschlacht.
Dargeboten wird die Anspielung auf die Wiener Aktionisten als sogenanntes "Silent Movie Theatre". Stummfilm trifft dabei auf Performance und Life-Musik, wobei die Akteure allesamt entstellende Gesichtsmasken tragen.
Öhrns etwa einstündige Auseinandersetzung mit dem Schadstoffhaltigen der Künstlerexistenz, den gar nicht so subtilen Mustern des Geniekults und damit einhergehenden Machtmissbrauch ist radikal in seinen Mitteln. Schrecklich gnadenlos, erschreckend grandios.